Google’s Größenwahn: Der Anfang vom Ende

Google’s Größenwahn: Der Anfang vom Ende

Datenkrake Google mit einem fetten und sonst verstümmelten Armen
Datenkrake Google mit einem fetten und sonst verstümmelten Armen

Es tut sich was in der digitalen Welt. Google ist dabei, sein wichtigstes Kapital zu verspielen: das „Siegerimage“. Nicht Wolfram-Alpha oder Microsoft bzw. Bing oder Yahoo konnten Google bisher etwas anhaben. Frei nach dem Motto „Was kümmert es das Denkmal, wenn ein Hund an den Sockel pinkelt“ hat Google bisher alle Angriffe auf seine Vormachtstellung mit lässiger Arroganz ausgesessen. Wenn ich den Sockel nun ins Wanken geraten sehe, dann ist das nicht der Verdienst der anderen, sondern eine unclevere Google-Strategie. Wobei: nein, ich denke, es ist eine Notwendigkeit der wirtschaftlichen Entwicklung. Google hat damit begonnen, Größenwahn auszuleben und damit das Ende seiner Vormachtstellung im Suchmaschinenmarkt einzuläuten.

Google ist in Sachen „online-Suche“ Weltmarktführer. Das größte Pfund, dass man dabei ins Rennen wirft, ist eine „Siegermentalität“ – Google ist schon klasse. Erfolgreich, dynamisch, an der Spitze, selbstbewusst. Dieses Siegerimage wird durch immer neue Statistiken und Bilanzen untermauert: selbst ein leichter Rückgang in den Nutzerzahlen oder im Anzeigengeschäft wird immer durch die absoluten Zahlen eindrucksvoll aufgefangen. Bei einem Minus von 1% bedient Google „nur“ noch 78% des globalen Suchvolumens.

Die Macht der Gewohnheit – aber nur bei positivem Image

Das führt dazu, dass man sich immer fragt: Warum sollte ich wechseln? Google ist doch gut. Selbst wenn die anderen ebenso gut wären, warum sollte ich meine Such-Gewohnheiten ändern? Man springt nicht von einem Pferd, dass in Führung liegt, selbst wnn man merkt, dass andere inzwischen ebenso schnell sind.

Whonin geht Chrome?
Whonin geht Chrome?

Sogut soweit. Wie alle Konzerne, die ein Spitzenposition haben, versucht Google nun auch sein Spektrum zu erweitern. Nur leider ist es jetzt Google, das den anderen hinterher rennt. Ein Beispiel ist Chrome. Leut einer aktuellen Statistik der weltweiten Browser-Marktanteile von marketshare.hitslink.com hat Googles Browser Chrome inzwischen eine Verbreitung von ca. 3% zu verzeichnen. Nichtgerade dolle. Nun kündigt Google mit ChromeOS eine „Betriebssystem-Alternative“ an.

Windows 7
Windows 7

Das zielt natürlich klar gegen Windows-7, das in den Startlöchern steht. Da Windows-7 so viele Verbesserungen gegenüber Vista aufweisen kann, ist ein sehr positives Presseecho zu erwarten. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass Windows-7 ein voller Erfolg werden wird. Und in diesem Zusammenhang wird vermutlich ChromeOS immer als „unter ferner liefen“ mit erwähnt. So nach dem Motto: gibt es auch, will aber keiner. Schlecht fürs Image.

Ähnlich sehe ich es bei Google Wave. Gerade habe ich bei SEO-United einen Artikel von Stereophone über seine ersten Wave-Erfahrungen gelesen. Ich selber nutze Wave nicht. Daher danke für den Bericht, den ich in ähnlicher Form auch bei anderen gelesen habe. Aus meiner Sicht stellt sich Google mit Wave noch ein weiteres Fettnäpfchen in den Weg. Warum sollen die Nutzer zu Wave wechseln? Sie haben sich an ihr Email-Programm, ihr Facebook, Twitter, Chat-System oder was auch immer gewöhnt. Und mit Wave sucht sich Google nicht einen Feind, sondern ganz viele.

Einer gegen alle – Größenwahn?

Ich glaube, dass Google mit seinen „Weltmarkt-Aktivitäten“ einen Pfad eingeschlagen hat, der riskant ist und vermutlich das Ende von Google Vormachtstellung im Suchmaschinenbereich einläutet. Die Meldungen aus diesen Bereichen werden das Google-Image durch neue Begrifflichkeiten verändern: „nicht so gut wie erwartet„, „ohne Erfolg„, „hinterher„, „abgeschlagen„, „kaum von Bedeutung“ und so weiter. All dass wird am Gesamt-Image kratzen und mittelfristig dazu führen, dass auch im Suchmaschinenmarkt viele denken: „So toll ist Google ja gar nicht„. Und erst dann wird die Suche nach einer alternativen Suchmaschine relevant.

Was meint ihr? Wird Google einen ähnlich steinigen Weg gehen müssen, wie ihn auch Microsoft die letzten Jahre zurückgelegt hat?

Eine Datenkrake mit einem fetten und sonst nur verstümmelten Armen ist irgendwie doof.
Eine Datenkrake mit einem fetten und sonst nur verstümmelten Armen ist irgendwie doof.

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21 Gedanken zu „Google’s Größenwahn: Der Anfang vom Ende

  1. Nein, ich denke nicht. Wenn man die dickste Firma am Markt ist, kann man sicher auch einige finanzielle Flops durch gescheiterte Nebenprojekte locker verdauen. Wie auf Deinem Bild schön illustriert, bleibt ja immer noch der dicke Arm :-)
    Beste Grüße
    Marcell

  2. sehr interessanter artikel, aber meiner meinung nach man muss bei weitem nicht immer nur (oder überhaupt) der marktführer sein um sich erfolgreich feiern zu lassen.

    auch wenn der vergleich mehr als hinkt, aber nehmen wir mal apple: der anteil am handy oder laptop-/desktopmarkt ist wohl gelinde gesagt verschwindend klein. oder was dort alles sinnfreies produziert wurde bis man mit dem ipod wieder auf einen grünen zweig kam. dem erfolg der firma tut das jedoch keinen abbruch.

  3. Ich denke auch nicht das Google durch seine neuen Entwickelungen ein Image Problem bekommt. Außerdem ist das Produkt Suchmaschine immer noch marktführend und wird auch weiterentwickelt. Ich glaube zwar nicht das Google mit seinen anderen Produkten auch so viel Erfolg haben wird, aber der Erfolg mit Googles Suchmaschine wird bestehen bleiben.

  4. Hallo Martin,

    du hast in deinem Artikel gleich das beste Beispiel für „das können sich Marktführer erlauben“ stehen: Microsoft! Viele schimpfen über die OS wie Vista und Co., aber alle nutzen es – aus Gewohnheit. So wird es auch sicher mit Google als Suchmaschine ergehen. Jeder kennt es und viele haben keine Lust auf Veränderungen! Es ist doch alles so schön einfach…

    btw: welche Suchmaschiene nutzt Du? ;-)

    Beste Grüße
    Andreas aka Sluter

  5. Mit Chrome, Wave und dem OS ist es evtl. ein wenig zuviel des Guten auf einen Schlag, das könnte schon ein wenig kratzen. Aber das sie deshalb die Vormachtstellung im Suchmaschinen Bereich einbüßen, glaube ich nicht.

  6. Zugegeben – die These ist überspitzt.

    Ich glaube, dass der Vergleich mit Microsoft (vor einigen Jahren) hinkt: MS hatte zu Beginn seiner Image-Krise keinen echten Konkurrenten. Apple war durch die Kopplung an die Hardware zum Luxusprodukt verdammt, und Linux hatte einfach nicht die Mittel, um die MS-Not durch entsprechende Kampagnen auszunutzen.
    Heute sitzt aber Microsoft (in Kooperation mit Yahoo) in den Startlöchern – mit einem dicken Budget, um Google die Beine wegzuschlagen. Und wenn Google jetzt Image-mäßig ins Straucheln kommt, dann werden die sicher einiges aus der Trickkiste ziehen.

    Aber klar: ist ne gewagte These :D
    Danke für Eure Einschätzung

  7. Den Durchschnitts-Surfer interessiert es nicht was Google drum herum so aufbaut. Der surft ja auch nicht er „Googelt“ .
    Genau so verhält es sich auch mit Chrom, würde es z. B. mit Windows ausgeliefert würde der Marktanteil auf mind. 50% steigen, weil es dem Ottonormalsurfer nicht interessiert oder er es auch nicht weiß , dass Google noch mehr Daten sammelt als andere. Da werden auch keine Cokies oder LSO nach einer Surfrunde gelöscht. Die meisten Internetuser surfen halt durch die Welt und machen sich keine Gedanken über die Daten die so gesammelt werden. Wave wird dann ein Erfolg werden, wenn man es irgendwie schafft es einem breiten Publikum schmackhaft zu machen.

  8. Besonders mit Chrome und Android muss man Google noch ein paar Jahre Zeit einräumen. Microsoft ist ja mittlerweile seid über 10 (15?) Jahren im Geschäft von Betriebssystemen und Google noch relativ frisch. Da darf man halt keine Wunder erwarten, sondern die Erfahrung machts wohl eher aus. Microsoft hat sich selbst ja auch mit den Betriebssystemen nicht immer nur Erfolg eingehandelt sondern auch ab und an mal ein paar Schnitzer.

  9. Google Wave etc wäre nicht das erste Projekt was Google vor die Wand fährt, ich sag nur Lively oder Video. Video wurde dann durch das erfolgreichere YouTube ersetzt.

    Google Chrome wird einen größeren Boom erhalten sobald man erweiterungen einspielen kann. Die Benutzbarkeit von Chrome ist gut, aber für mich fehlen halt kleinigkeiten wie Drag&Drop, AdBlocker oder Bookmarks Sync mit X-Marks.

    Auch wenn eines oder mehrere der aktuellen Projekte nur eine Randerscheinung sein sollten und schnell wieder verschwinden werden denke ich nicht, dass das Google zum verhängnis wird und der Marktanteil in X Jahren auf unter 50% fällt.

    Wie schlecht ist Teilweise das Image von Microsoft? Gerade durch Vista hat sich MS nicht mit Ruhm bekleckert, es gibt auch Alternativen, Mac OSX oder Ubuntu, aber trotzdem wird es nicht dazu kommen das MS nicht mehr Weltmarktführer ist.

  10. Auch wenn Google jetzt supermächtig erscheint – vielleicht ist ein paar Jahren die Nachfrage völlig anders – so wie AOL supermächtig war und jetzt braucht man einfach etwas anderes (nämlich webmail), was die nicht so gut konnten…

  11. @Radicke: jepp, ich glaube auch, dass viele hier etwas zu kurzfristig denken.

    @all: Danke für Eure Einschätzung. Ich finde es erstaunlich, wie viel Vertrauen viele hier in Googles Vormachtstellung haben. Nach meiner Einschätzung ist der Wechsel eines (teuren) Betriebssystems etwas anderes als der Wechsel der täglichen (kostenlosen) Suchmaschine. Ich glaube, dass es ziemlich flott gehen kann, wenn aus welchem Grund auch immer eine Contra-Google und Pro-Bing Kampagne die Runde macht.

    Wenn Bing zum Beispiel ankündigen würde, Seiten mit Adsense mit einer Penalty zu belegen, um die bei vielen Keys ärgerlichen MFA-Seiten zu unterbinden. Dann wäre aber mal was los :-)

  12. Ich bin nicht ganz einverstanden, dass G. mit Wave „viele Feinde sucht“. Sie haben versucht, eine ganz neue Art der Kommunikation im Internet zu konzepieren, die mir eigentlich ganz gut gefällt, da ich mein Online-Buisiness im Ausland sehr einfach verwalten kann. Vielleicht sieht man das nicht so klar zwei Wochen nach dem Start, ich bin mir aber fast sicher, dass Wave in Top 3 der stärksten Dienste von Google zukünftig sein wird.

  13. Abgesehen von den geschäftlichen Aktivitäten in diversen Feldern, die ich gar nicht bewerten möchte, bereitet mir Google in anderer Hinsicht Angst. Google hat eigene „Gesetze“ geschaffen, an die sich fast jeder hält! Wer es nicht tut, wird hart bestraft – oftmals wird die Existenzgrundlage entzogen. Google reguliert das Internet und setzt seine Regeln durch – und das als privatwirtschaftliches Unternehmen. So eine Macht hat sonst fast kein Unternehmen.

    Wenn Google jemanden verurteilt hat, hilft kein Anwalt und auch kein 500-Euro-Schein. Man ist weg vom Fenster!

    Ich sehe das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Meinen Erfolg und auch meine Einnahmen verdanke ich Google. Wenn Google mich aber eines Tages nicht mehr mag, bin ich weg vom Fenster – Alternativen gibt es nicht.

  14. Ich denke man sollte dabei nicht nur den Deutschen Suma Markt sehen. So fett wie bei uns ist Google ja nicht überall. Natürlich hat uns der „einarmige“ Krake fest im Griff. Macht uns aber auch das Leben leicht. Oder welcher SEO im Deutschen Markt schert sich um Yahoo, Ask und co? Sich nach den Wünschen von Tante G zu richten ist sicherlich leichter als den Spagat für drei oder mehr andere Algos zu machen.

    Ich glaube nicht, das Aktionen wie Crome und co. Google langfristig schaden werden.

  15. Ich würde das auch nicht ganz so dramatisch sehen. Das Gesamtunternehmen muss sicher überlegen, wie das Wachstum weitergehen soll, aber den Kernbereich Suchmaschine halte ich für ungefährdet. Den Rest sollte man differenziert sehen. Bei Chrome und OS muss man sich schon fragen „Braucht die Welt wirklich noch einen neuen Browser oder ein neues OS?“ Aber umgekehrt ist es bei Bing nicht anders. Und Google Wave ist nicht nur alter Wein in neuen Schläuchen, sondern ein ganz neuer Ansatz. Das könnte schon klappen. Und wenn nicht, wird Google daran sicher nicht pleite gehen.

  16. Hi,
    der Artikel ist wirklich interessant aber leider finde ich einige Thesen ein wenig gewagt. Du glaubst doch nicht wirklich das Google mit ChromeOS Windows 7 Konkurrenz machen möchte. Das sind doch völlig andere Ideen die dahinter stecken.
    ChromeOS verfolgt die Idee das wir irgendwann keine eigenen Programme mehr haben sondern nur einen Browser der wie ein OS funktioniert mit dem wir alles online machen. Eben um dann auch GoogleApps zu nutzen. Also das besonders abgespeckte Netbook dann ermöglichen, da ich keine besondere Hardware mehr brauche.

  17. Hallo,
    schöner Artikel und interessante Diskussion dazu. Ich bin der Meinung das es mit Google noch eine weile so weiter gehen wird. Auch wenn viele behaupten das die Datenkrake an ihrer Größe scheitern wird sehe ich das nicht so. Wenn sich wirklich so etwas wie ein ernstes Image Problem abzeichnen sollte dann werden wir Zeuge einer sehr gut ausgedachten Image Kampagne. Schaut euch einfach mal McDonalds an da kann man sehr schön sehen was man als Marktführer mit ein paar Milliarden so alles auf die Beine stellen kann wenn ein vermeintliches Image Problem auftaucht…

    schön Gruß

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