Facebook stellt neue „Suche im Social Graph“ vor

Facebook stellt neue „Suche im Social Graph“ vor

Neu: die facebook Suche
Neu: die facebook Suche

Nun ist es raus: Facebook hat seine angekündigte Suche vorgestellt. Und es ist wie zu erwarten kein Google-Killer. Dennoch sollte man die neue Suche nicht unterschätzen, denn sie richtet sich an eine Teenager-Zielgruppe. Facebook scheint dabei nach dem Motto zu agieren: sage den Leuten, dass sie in Zukunft anders suchen sollen. Und auf Dauer könnte das sogar aufgehen… Zum Hintergrund: auf einer geheimnisvoll angekündigten Pressekonferenz hat Mark Zuckerberg gestern Abend die neue Facebook-Suche vorgestellt. Sie heißt „Graph Search“ bzw. „Suche im Social Graph„.

Um zu verstehen, was die Graph Search bietet, muss man zunächst anschauen, wo Facebook überhaupt sucht. Anders als Google scheint Facebook nicht anzustreben, das Internet zu crawlen und Websites als Ergebnisse aufzulisten. Stattdessen durchsucht Facebook das, was Facebook ist: die Daten der User.

Die Beispiel, die Facebook nennt, zeigen denn auch, in welche Richtung die facebook-Suche gehen soll:

  • „Musik, die meinen Freunden gefällt“
  • „Restaurants in London, die meine Freunde besucht haben“
  • „Personen, die gerne Fahrrad fahren“
  • „Fotos, die mir gefallen“ (!)
  • und so weiter (mehr bei Jojo)
Private Zuckerberg Bilder
Private Zuckerberg Bilder

Es ist also eine Suche in meinem Freundeskreis. Und die hat drei Schwerpunkte: Personen, Bilder und Interessen. Konkret heißt es: „Mit der Suche im Social Graph kannst du nach allen Inhalten suchen, die mit dir auf Facebook geteilt wurden. Zudem können andere Nutzer Inhalte finden, die du mit diesen geteilt hast. Jede Person sieht individuelle Ergebnisse.“ In diesem Zusammenhang gewinnt der Begriff „öffentlich“ eine ganz neue Bedeutung – was wahrscheinlich vorher niemand so recht bedacht hat…

Und wie sieht s mit dem Datenschutz aus? Die Headline lautet: „Suche im Social Graph und Privatsphäre„. Das ist wahrscheinlich mehr als eine sehr ungeschickte Übersetzung. Dennoch im Grund nichts Neues, denke ich. Wer Infos bei Facebook eingibt, weiß, dass man sie dort vermarktet, wie immer es dem Social-Leader gefällt. Es gibt aber einen Beigeschmack:  durch die Facebook-Suche steigt natürlich unterbewusst der Druck, mehr persönliche Daten preiszugeben. Denn wenn ich nichts mitteile, kann von mir auch nichts gefunden werden.

El Dorado für Spammer…

Andererseits: ich ahne, dass Facebook den Bereich Spam bzw Missbrauch vollkommen unterschätzt. Ich sehe tausende von Profilen aus dem Boden schießen, die sich in ihrer Branche als Experten für bestimmte Themenfelder anbiedern werden – das nennt sich dann „für Facebook optimieren“ ;-). Einzig mit dem Ziel, um in der Facebook-Suche vorne gefunden zu werden. Na mal abwarten, bislang befindet sich die „Suche im Social Graph“ in der Betaphase (nur engl.). Über so etwas wie eine „Algorithmus“ im Sinne von Relevanz-Sortierung hat Zuckerberg nichts verlauten lassen.

Warum die facebook-Suche?

facebook - Big Brother
facebook – Big Brother

Warum braucht Facebook eine Suche. Nun, im Grunde ist es ein Unding, dass es so etwas bislang noch nicht gibt. Aber natürlich interessiert Facebook vor allem eines (was zum Beispiel auch bei allen Aktionen von Google im Vordergrund zu stehen scheint): die User binden. Sie sollen die Seiten möglichst überhaupt nicht mehr verlassen. Getrieben wird der Wunsch natürlich nur von schnödem Mammon: je länger die User bei Facebook bleiben, um so eher werden sie dort auch auf Werbeanzeigen klicken. Auch wenn Zuckerberg es bislang abgestritten hat: aber konsequent wäre es eigentlich, eine Art eigens Betriebssystem auf einer eigenen Hardware laufen zu lassen. Internet? Wofür. „Deine Freunde sind bei Facebook, nicht im Internet“ könnte ein Slogan lauten …

Ein Google-Killer? Lachhaft, aber …

facebook (noch) im Nebel ...
facebook (noch) im Nebel …

Im Grunde handelt es sich um eine „interne Suche“. Facebook hat mit der Graph Search eine Suche innerhalb von Facebook vorgestellt. Der Anspruch von Google lautet, das gesamte Web zu durchsuchen. Bislang also in meinen Augen nichts, wovor Google sich fürchten müsste. Interessant wird die Sache erst dann, wenn Facebook die eigene interne Suche mit Ergebnisse aus dem Web anreichert. Das wird vermutlich auf Basis der Bing-Suchergebnisse geschehen – und dann wiederum könnte die Facebook-Suche für Google gefährlich werden: wenn die Leute einfach keine Lust mehr haben, sich aus ihrer Facebook-Welt wegzubewegen. Der Grundstein dafür ist gelegt…

Wer es noch nicht kennt: hier mein Portrait von Mark Zuckerberg.

Mehr auf der offiziellen Seite von Facebook zum Social Graph. Update: hier das Video zu dem Event:

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facebook Suche im Social Graph
facebook Suche im Social Graph

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17 Gedanken zu „Facebook stellt neue „Suche im Social Graph“ vor

  1. Es ist ja jetzt schon so, dass Facebook ein Paradies für Spammer ist. Ob wir diese Suche brauchen oder nicht, ist wieder eine andere Frage. Vielleicht wäre es erst einmal besserfür Mark Zuckerberg, die Oberfläche von Facebook etwas Benutzerfreundlicher zu gestalten und wenn es nur das Einfügen eines Impressum auf einer Fanpage ist.

    Vielen Dank für den Artikel.

    Gruß,
    Robert

  2. Hallo Martin,
    wenn jetzt selbst ernannte Themenspezialistenprofile „on Mass“ entstehen, sind wir wieder am Anfang der Spam-Zeit angelangt. Mal schauen, was Mark dagegen hält!
    Btw. Toller Artikel!

    Gruss
    Andreas

  3. Aktuell scheint von Facebook wirklich noch keine Gefahr auszugehen. Aber wenn sie schlau sind und wirklich in die Welt der Suchmaschinen einsteigen wollen, dann werden sie das hier gewonnene Wissen nutzen. Alles andere wäre ja auch reine Zeitverschwendung.

  4. Sehe ich auch so. Von Facebook geht keine Gefahr aus. Die Suche ist für mich auch eine interne Suche. Sollte das auch der Fokus von Facebook bleiben, die Leute intern zu halten und rein auf Facebook suchen zu lassen, kann sich Google zurücklehnen.

  5. Denke schon, dass es für Google gefährlich werden könnte. Die meisten Facebook-User werden nicht wissen oder merken, dass sie nur im Facebooknetz suchen. Suche ist Suche werden die sich denken.

  6. Meiner Meinung nach eine interne Suche, die es in sich hat. Stellen wir uns zum Beispiel folgendes Szenario vor: Frisch von der Provinz-Uni abgegangen zieht Peter endlich nach Berlin – 13 seiner 289 Facebook Freunde leben bereits dort und bei einem von ihnen kommt er auch erst mal unter. Jetzt braucht Peter einen Job (als Germanist kommt wohl irgendwas mit Social Media oder Content Marketing in Frage) und eine Wohnung (gern Kreuzberg/Neukölln, wenn es sein muss auch Friedrichshain) und einen ’neuen‘ Freundeskreis. All diese Dinge lassen sich bald per Facebook organisieren. Die Wohnung bekommt er durch einen promoted Post, der seinen Freunden, Freundesfreunden und der Zielgruppe Single/20-30 Jahre/wohnhaft in Kreuzberg/Neukölln/Friedrichshain angezeigt wird. Den job bekommt er durch eine Facebook Graph Suche nach Online Marketing Job Berlin. Den neuen Freundeskreis durch eine Facebook Suche nach Mötley Crüe Fans, die in Berlin leben, gern Rugby spielen und Breaking Bad und The Wire als Interessen angegeben haben.

    Für all das musste er Facebook nicht ein mal verlassen.

    1. ..und Facebook freut sich darüber Peter bis auf die Unterhose ausgezogen zu haben, um auch ja jeden noch so kleinen Leberfleck seines Körpers zu kennen.

  7. Alter Schwede das Portrait ist ja mal Hammer! Dachte das ist irgendein Ami der den ganzen Tag an Photoshop sitzt, bis ich deinen Namen gesehen hab :)

    Ja das mit dem Spam wird heftig, war auch mein erster Gedanke. Im BHW Forum wirds wohl bald schon die ersten Threads zum Thema geben. Traurig.

  8. Es wurde ja endlich ZEIT, dass Facebook seine grottige „interne Suche“ überarbeitet, etwas anderes ist es nämlich nicht. Just Graph Search! Klar, muss man im Auge behalten, aber noch sehe ich hier einen ganz anderen Ansatz von FB vs. Google. Und auch nicht, dass jemand nicht merkt, dass er nur im Facebooknetz sucht. Der Unterschied ist – zumindest in den Screens, die Zuckerberg & Co. zeigen – sowas von deutlich, zumal ja immer nur Freunde-bezogene Ergebnisse angezeigt werden. Auf Fachtermini wird FB nach wie vor keine Antwort haben. Vllt. erweitern sie das irgendwann mal mit BING, aber ich wüsste nicht, warum BING das tun sollte. Also aus meiner Sicht sind Web Search und Graph Search wirklich zwei unterschiedliche Paar Schuhe.

    Öffnet mMn eher ungeahnte Möglickeiten für Stalker :) – zumindest scheinen die Usecases stark danach gestrickt (siehe Video ab 19:00min: Friends of Friends who are single and went to University of STanford – WTF??!). Für mich haben die vorgestellten Search-Beispiele alle recht wenig Relevanz. selbst wenn ich jetzt nach Bildern suche von meinen Freunden – was bringt es mir? Kann ich sowieso nicht nutzen. Nach Infos zu suchen, ist viel wichtiger.

    Früher gab es mal das Feature, dass man sehen konnte, wie viele Personen in FB den eigenen Blogartikel geteilt haben. Nur die Anzahl hat man gesehen, in dem man den Titel des Artikels in die Suche eingegeben hat. Das Feature wünschte ich mir wirklich zurück.

    Übrigens: Der Joke von Zuckerberg mit den „Filters“ kam gut :) und auch das „Hackathon“-Shirt ist cool. Müsste nur in schwarz sein nicht in rot.

  9. Also ich finde das total übertrieben wo Facebook sich versucht in verschiedene Sparten zu schieben wo sie definitiv auf dauer keinen Fuß fassen werden.Google Bilder suche wird nichtmal einen User deswegen verlieren. Ich finde der Facebook Hype lässt eh schon wieder nach… in paar Jahren Interssiert es kein schwein mehr

  10. Ich denke das die „interne Suche“ generell ein neues Google werden soll. Ich meine im Dezember 2012 hat Mark noch den Foto-Dienst „instagram“ aufgekauft und plötzlich soll Facebook eine erweiterte Suche bekommen? Komisch..

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