Google TrustRank versus PageRank – Das Prinzip der Vererbung

Google TrustRank versus PageRank – Das Prinzip der Vererbung

Google trustRank vs. pageRank
Google trustRank vs. pageRank

Herleitung: Seit über vier Monaten warten Webmaster und SEOs auf das Google Toolbar-PageRank-Update. Kann es sein, dass Google den pageRank die sichtbare Pagerank-Anzeige abschafft? Loewenherz (Seo-Scene) stellt  in dem Artikel „Google PageRank – Sein oder Nicht-Sein“ die Frage, ob der pageRank möglicherweise durch den trustRank ersetzt wird. Offenbar haben auch Mario Fischer und der böse Seo schon ähnliche Gedanken gehabt. Vor diesem Hintergrund lautet das Thema des Webmasterfriday in dieser Woche „Was wäre, wenn Google den pageRank durch den TrustRank ersetzt?„.

Das Prinzip der Vererbung


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Der Google pageRank basiert auf Vererbung via Links. Das bedeutet, eine Seite gibt einen Teil ihres eigenen pageRank an die verlinkten Seiten weiter („nofollow“ lass ich jetzt mal außen vor). Diese Prinzip der Vererbung ist meines Erachtens fundamental. Das Konzept geht davon aus, dass „gute“, also pageRank-starke Seiten, im Prinzip nach hoher Wahrscheinlichkeit auch nur gute Seiten verlinken. Aber weil die Wahrscheinlichkeit eben nicht 100% beträgt, vererben die Seiten nicht ihren vollen Wert, sondern nur beinahe.

Vererbung digital (Gregor Mendel)
Vererbung digital (Gregor Mendel)

Nach meinen Beobachtungen kann man von der Faustregel ausgehen, dass eine Seite immer einen Punkt weniger vererbt als sie besitzt. Eine PR7-Seite erhält ihren pageRank meistens von einen PR8-Seite, eine PR-4-Seite meistens von einer PR5-Seite. Es gibt zwar viele Gerüchte, dass die Anzahl der Links auch eine Rolle spielen soll. Aber das kann sich dann höchstens im Bereich von 100.000 eingehenden Links oder mehr abspielen. Auch gibt es Berichte, nach denen eine Seite mit zu vielen ausgehenden Links auch mal nur zwei Punkte weniger vererbt. Bei allen Seiten, die ich beobachte, ist es jedoch ganz stupide: es wird immer ein PR-Punkt weniger vererbt.

Was ist Trustrank?

Auch der Trustrank, bzw. das was darüber kursiert, basiert auf Vererbung. Damit alle eine einheitliche Vorstellung vom Trustrank haben, zeige ich zur Einstimmung ein Video von Rand Fishkin.

Weitere weise Worte zum Google Trustrank finden sich von Stereophone bei Seo-United („TrustRank – Was ist das eigentlich?„). Der Seonaut hat dem Trustrank eine eigene Radioshow gewidmet: „TrustRank & RIP Mrs Dewey„.

Ich halte einige von Rand Fishkins Aussagen für falsch bzw. überholt (das Video ist immerhin schon zwei Jahre alt). So denke ich, dass der Wert von 200 manuell ausgewählten Sites, die einhundert-prozentig vertrauenswürdig sind, nicht realistisch ist. Es werden sicherlich mehr sein. Aber egal wie viele: genau wie beim pageRank gibt es einige wenige Seiten, die ihren Status weitervererben.

Der Trustrank und Parallelen zum pageRank

Larry PageRank Bild
Larry PageRank Bild

Sowohl TrustRank als auch pageRank dienen (ursprünglich) dazu, möglichst gute Ergebnissseiten zu ermitteln. Der pageRank will guten Seiten erkennen. Der Trustrank will dagegen die schlechten Spam-Seiten identifizieren. Im Grunde sind pageRank und TrustRank wie zwei Seiten einer Medaille. In beiden Fällen basiert das Prinzip auf einigen wenigen „Superseiten“, die ihren Status jeweils weitervererben. Beide basieren auf Verlinkung.

Der pageRank hat aus Google-Sicht folgendes Problem: da er öffentlich sichtbar ist, ist er zu einer Ware, einem handelbaren Wert geworden. Pfiffige Webmaster versuchen mehr oder weniger erfolgreich, sich in die „Vererbungsketten“ einzuhaken. Der „natürliche“ Vererbungsfluss wird dadurch manipuliert. Wie gesagt: aus Googles Sicht. Denn die Grenzen zwischen natürlicher Vererbung und manipulierter Vererbung sind natürlich fließend. Nur weil man sich der Wirkmechanismen bewußt ist, ist ein ausgehender Link ja nicht automatisch eine „böse Manipulation“. Verlinkung ist das Prinzip des Internets. Jeder Link beeinflusst die Gesamtstruktur. Ob er manipulativ gesetzt wurde, kann man dem Link nicht ansehen. Aber Tasache ist: der sichtbare pageRank verführt dazu, die eigene Seite hinsichtlich des pageRank gezielt zu verbessern. Die Frage lautet nun: falls Google den sichtbaren pageRank abschafft, wäre ein sichtbarer TrustRank eine Alternative?

Googles Problem mit pfiffigen Seos

Der Witz an der Sache: es ist das Prinzip der Vererbung, dass die Probleme verursacht. Und da beide Mechanismen auf diesem Konzept basieren, würde sich im Grunde nichts ändern. Nach meiner Einschätzung sind die beiden Vererbungsketten relativ ähnlich, aber nicht kongruent (stimmen nicht genau überein). Diejenigen, die mit Links handeln, müssten die jeweiligen Ketten im einzelnen prüfen und anpassen. Aber nach einiger Zeit hätten wir eine Situation, die mit der aktuellen absolut vergleichbar wäre.

Sichtbare „Qualitätsanzeige“ als Google Marke

In dem Artikel „Die Psychologie des Google PageRank Update“ habe ich bereits dargelegt, warum ich den sichtbaren Toolbar-pageRank für ein Marketing-Instrument halte. Der pageRank ist demnach eine Marke. Eine Marke schafft man nicht ohne Not ab. Vor allem nicht dann, wenn die Ausbreitung der Marke praktisch nichts kostet. Die Webmaster und SEOs dieser Welt betreiben das Marketing.

Google pageRank
Google pageRank

Auf der anderen Seite hat Google ein „Logik-Problem“: Einerseits sagt Google, die besten Seiten (zu einem Begriff) finden sich in der Ergebnisseite ganz oben, Auf der anderen Seite sagt der pageRank ja nichts über die „key-Qualität“ aus, sondern nur etwas über die allgemeine Verlinkung. Eigentlich klar, das es zwei verschiedene Sachen sind (key-Ranking und pageRank), aber für viele dann doch schwer zu verstehen. Lieschen Müller sagt sich: Die Seite mit dem höchsten pageRank müsste doch ganz oben stehen, oder?

Diese Problem könnte Google umgehen, wenn statt des sichtbaren pageRank ein sichtbarer „trustRank“ angezeigt würde. Der Rank würde dann „nur“ anzeigen, wie „vertrauenswürdig“ die Seite aus Google-Sicht ist. Für Lieschen Müller wäre dann klar, was sie aus ihrer täglichen Such-Erfahrung bereits weiß: die ersten Ergebnisse sind nicht immer die vertrauenswürdigsten. Der Trustrank könnte so gegenüber dem pageRank einen echten Mehrwert darstellen, der sie bei ihrer täglichen Einschätzung von Ergebnisseiten hilfreiche Informationen liefern könnte. Ich sage könnte, denn wie beim pageRank wird auch der trustRank relativ leicht zu manipulieren sein, solange er stupide über Vererbung generiert wird.

Fazit: TrustRank und pageRank sind austauschbar

Aufgrund dieser Überlegungen würde ich sagen: Google wird eine etablierte Marke wie den pageRank nicht ohne Not herschenken. Falls Google – warum auch immer – den pageRank abschaffen will, ist es durchaus sinnvoll, die Marke „pageRank“ durch einen sichtbaren trustRank zu ersetzen. Das Potential als Marketing-Instrument bliebe erhalten. Und sonst ändert sich dadurch fast nichts, da die Mechanismen fast identisch sind. Was meint ihr?

Google Trustrank versus PageRank
Google Trustrank versus PageRank

Das schreiben andere…

Roman von Seo-Blog.ch geht davon aus, dass der pageRank über kurz oder lang abgeschafft wird („PageRank oder TrustRank oder was?„). Andreas von WP-Zone würde die Abschaffung des pageRank sogar begrüßen („Was wäre, wenn Google den PR durch den TR ersetzt?„). Gabriel von Suralin hat die Frage „Was passiert wenn Google den pageRank durch den TrustRank ersetzt?“ und seine Schlussfolgerung in einem geradezu epischen Artikel zusammengefasst. Peer vom Blogprojekt geht davon aus, dass es sich in Richtung trustRank entwickelt („Wenn Google den PageRank durch den TrustRank ersetzt„). Nicht zu vergessen dieser gute Artikel vom Seoux-Indianer: „Servus Google PageRank „.

Weiterführende Artikel

19 Gedanken zu „Google TrustRank versus PageRank – Das Prinzip der Vererbung

  1. Interessanter Artikel. Stellt sich nur die Frage, ob Google in Zukunft noch irgend einen SEO-Parameter wie den Pagerank veröffentlicht oder alles im Verborgenen bleibt. Für die Linkverkäufer wird das Leben ohne Pagerank wohl doch etwas komplizierter ;-)

  2. Dein Fazit: „Aufgrund dieser Überlegungen würde ich sagen: Google wird eine etablierte Marke wie den pageRank nicht ohne Not herschenken.“

    Soweit ich weiß hat Google die Rechte am PageRank Patent ja nur bis zum Jahr 2011 von der Stanford University gekauft, vielleicht ist das ja einer der Hintergründe? Eine Verlängerung könnte teuer werden…

  3. @Udo: jepp, so seh ich das auch. Kommt natürlich auch darauf an, was Google dafür abdrücken müsste. Aber die „Marke“ gehört dann eigentlich der Stanford Uni.

  4. Ich bin da auch mal gespannt, wie das weiter geht. Wenn ab 2011 der Vertrag mit Stanford ausläuft, wird es interessant. Denke das wir Google zu teuer bzw. für sie der richtige Zeitpunkt sein auf den TrustRank umzusteigen.

  5. Ich glaube nicht dass das per Hand funktioniert, es sei denn Google stellt 100000 Leute ein um die Seiten einzeln auf Ihre Qualität zu untersuchen.

    Es kann aber auch sein, dass Google gerade testet mit verschiedenen Filter, denke jedenfalls sowas zeitweise zu merken oder der PR wird gänzlich abgeschafft.

  6. Ich denke Google wird sich etwas überlegen um einen sichtbaren Wert anzeigen zu können. Ob Page- oder Trustrank spielt fast keine Rolle. Dieses öffentlich Bewertungssystem abzuschaffen halte ich nicht für klug.

  7. Ehm
    1. Der pagerank hat nichts mehr mit dam Ranking zu tun.. hoher pr ist nicht mehr gleich rankt für jeden scheiß
    2. Wenn es sowas wie den trustrank gibt, wird der langsam eingeführt und nicht mit einem großen Bums :-D… sowas würde Google NIE riskieren. Ich denke einfach, dass es den PR nicht mehr in der Toolbar etc geben wird und das wars.
    Warum sollten sie den Webmastern/Seo’s denn wieder etwas schenken? Wir wollen was von Google :-D und nicht andersrum

  8. Hi Martin, wie IMMER ein gigantisch langer und guter Artikel. Danke für die Verlinkung zu meinem Post. Du hast eine tolle compilation zum PR gemacht. In einem Linknetzwerk mit einer ausgehenden PR 8 Seite habe ich gesehen, dass alle Seiten PR 6 haben und sich jeweils untereinander verlinken. So hatte jede Seite genau 4 eingehende PR 6 Links und gab selst zu 4 Seiten einen Link ab. Eine Seite hatte PR 8 und wurde von gerade mal 1xxx Seiten angelinkt, darunter aber eine PR 9 Seite. Die Links waren jeweils sidebar oder footer sidewide.

  9. Guten Morgen,
    ein sehr Interssanter Artikel. Aber wie ich das erste mal den PR sah in der Toolbar, dacht ich das es die Qualtität aussagen sollte über einer Webseite. Wobei ja mal Interessant wäre was Die Google Leute selber darüber gedacht haben als sie es eingeführt haben.

    Ich selber denke das Google das im Moment aussitzen möchte und schauen will wie sich die Webmaster / Linkhändler verhalten und dann erst was an der Sache ändern werden. Der Werbeefekt klappt ja auch wenn man nicht dran machen würde. Dafür ist es ja jetzt sehr bekannt im Netz.

    MfG

    Michael Finger
    Holztechniker

  10. PageRank juckt mich persönlich eigentlich garnicht mehr, habe auch nicht einmal die Toolbar installiert. Ich finds nur sehr hinderlich, das die meisten auf den vermeintlichen Indikator noch pochen, obwohl dieser ja nichts über das Ranking aussagt. Ich hoffe das Google diesen bald mal abschafft oder etwas anderes einführt.

  11. Dass der Pagerank nicht notwendig das Ranking einer Website zu einem Begriff beeinflusst lässt sich schnell überprüfen, wenn man die Probe aufs Exempel macht und Google zu verschiedenen Keys bemüht. Ob es überhaupt aufs Ranking eine Rolle spielt, ist eine andere Sache. Von zwei konkurrierenden Seiten, die in puncto Content und Optimierung kaum Unterschiede aufweisen, dürfte „im Zweifelsfall“ die Seite mit höherem PR besser ranken(?) Hieße also, wenn auf den Top-Positionen Websites mit (viel) kleinerem PR anzutreffen sind, dann haben sie eben in Googles Augen trotzdem mehr Aussagekraft zu dem betreffenden Keyword. Seiten mit hohem PR haben dagegen bei Google „nur“ generell ein hohes Ansehen, nicht aber die nötige Relevanz zum bestimmten Suchbegriff. Also doch nicht ganz *unlogisch*. ;-)

  12. Danke für den guten Artikel. Ich denke der PR wird, schon durch die unregelmässigen „Updates“, vermehrt an Attraktivität verlieren. Warum er aber nicht als TR eingesetzt wird ist mir ein Rätsel. Er hätte alle Voraussetzungen dafür UND bei einer Umstellung würde der eine oder andere SEO vermutlich einen Herzinfarkt bekommen. Schlicht, weil sein PR auf einmal in den absoluten Keller rutscht. ;-)

  13. Ich vermute auch, dass Google recht tief in die Tasche greifen muss.

    Jedoch kann ich mir auch vorstellen, dass sie weiterhin daran stark interessiert sind. Nicht das jemand anderes die Rechte kauft! ;)

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