Schein und Pein im Seo-Sein

Schein und Pein im Seo-Sein

Seo Sein...
Seo Sein…

Schaut man mal ein wenig über den Tellerrand der Seo-Suppe hinaus, dann bemerkt man, dass der Ruf der Suchmaschinenoptimierung unter aller Sau ist. In vielen Köpfen hat sich die Vorstellung eingenistet, dass Seos geldgierige Schmarotzer-Kiddies sind. Sie manipulieren, stets am Rande zur Illegalität, die objektiven Suchergebnisse von Google. Ziel ist es, erbärmliche Spamseiten hoch zu pushen, die mit Werbung gepflastert sind und unschuldige Hausfrauen um ihr Erspartes bringen. Dafür werden mit billigsten Methoden lausige Websites generiert. Kurz: Suchmaschinenoptimierung ist schmutzig, böse und gemein!

Seo böse
Seo böse

Mich ärgert es oft, wenn ich derartige Vorurteile in anderen, oft sehr guten Blogs, lese. Dieses klischeehafte Schubladen-Denken nervt. Aber letztlich machen wir das doch alle, oder? Künstler, Bänker, Politiker oder was auch immer – wenn wir keine Lust und Zeit haben, Hintergründe zu differenzieren, fliegt eben alles in eine der Hirn-Schubladen.

Wer Erfolg im Web hat, macht auch Seo

Wildsauseo, Seo-Schwein
Wildsauseo, Seo-Schwein

Genau genommen optimieren alle, die im Web Erfolg haben, ihre Seiten auch für Suchmaschinen. Denn das wichtigste Kriterium für Suchmaschinenoptimierung ist „guter Content“. Außerdem ist eine barrierefreie, sinnvoll strukturierte Quelltext-Programmierung hilfreich. Mittlerweile ist auch die aktive Verbreitung der eigenen Seiten über Social Media zum integralen Bestandteil einer erfolgreichen Web-Strategie geworden. Wer guten Content über Social-Media verteilt, der wird Empfehlungen (der Seo sagt Backlinks) bekommen. Und in der Folge wird eine Seite bei Google und Co. auch vorne gelistet. Seo ist überhaupt keine schmierige Geheimwissenschaft – denn Google versucht, genau die Bedürfnisse und Methoden der breiten Masse wiederzuspiegeln. Folglich machen auch Seos nichts anders.

Links
Links

Suchmaschinenoptimierer verbringen darüber hinaus noch Zeit damit, weitere Backlink-Möglichkeiten auszuloten. Seien es Bookmark-Systeme, Webkataloge, Artikel-Verzeichnisse oder welche Quelle auch immer. Es gibt viele legitime (und ein paar illegale) Möglichkeiten, um Backlinks zu generieren. Der Unterschied zwischen einem Gewinnspiel und gekauften Links ist letztlich minimal.

Und wenn man dadurch viele Leser bekommt (in Seo-Kreisen nennt man das traffic), dann eröffnet sich die Möglichkeit, Einnahmen zu erzielen. Auch das versuchen fast alle. Logisch, denn wer viel Zeit in die Inhalte einer Website investiert, kann zurecht hoffen, dafür angemessen honoriert zu werden.

Warum ist Suchmaschinenoptimierung so schlecht?

Das Internet ist ein Business, aber wenn es um Seo geht, will das keiner so sehen. Das liegt aber aus meiner Sicht nicht daran, dass man nach den oben beschriebenen Methoden agiert. Der Ruf der Suchmaschinenoptimierung (so übrigens das Thema des heutigen Webmasterfriday) ist so miserabel, weil es einige schwarze Schafe gibt, die sich leider nicht selten in aller Öffentlichkeit damit brüsten, solche zu sein. Da werden permanent automatisiert extrem debile „Linktauschanfragen“ an jeden 0815-Blog verschickt, oder man sucht „Website-Texter“ im großen Stil für 4 Euro die Stunde (mit dem Hinweis, dass die Texte ja nicht gut sein müssen, weil sie ja nur für Suchmaschinen sind). Auch absolut ungeschickt eingefädelte Linknetzwerke werden als Skandal an den Saubermann-Pranger gestellt. Dass das Ganze ein Einzelfall war, wird von der nach Verschwörung gierenden Masse gerne übersehen. Die Spitze des Ärgernisses sind natürlich die elenden, nicht enden wollenden Blog-Spam-Kommentare. Das Motto all dieser Aktionen: was kümmert mich, wenn mich 99 Leute bescheuert finden, wenn ich einen Kunden (oder Link) dadurch gewinne.

Was nervt, ist Seo!

Seo black
Seo black

Kurzum: Alles, was im Web nervt, wird mit abfälligem Unterton unter „Suchmaschinenoptimierung“ bzw „Seo“ subsummiert. Und alles, was sinnvoll und nützlich ist, nennt man anders: Online-Marketing, Public-Relation, Usability-Optimierung, Reichweiten-Steigerung, Leser-Gewinnung etc. Suchmaschinenoptimierung hat inzwischen ein so negatives Image, dass man damit möglichst nicht in Verbindung gebracht werden möchte. Es hat schon seinen Grund, warum zwar praktisch alle großen Firmen und Websites natürlich Suchmaschinenoptimierung betreiben und entsprechende Agenturen beauftragen, aber niemand möchte, dass das publik wird. Und der Druck, gerade in umkämpften Branchen, ist natürlich enorm. Da geht es um viel Geld, und wenn einer die Grenzen verschiebt, und Google nicht reagiert, sind alle anderen gezwungen, mitzuziehen.

Zugegeben: in der Vergangenheit war es recht einfach, Google auszutricksen. Und viele Seos haben das weidlich ausgeschlachtet und damit viel Kredit verspielt. Das rächt sich nun… Vermutlich ist es für die mittel- bis langfristige Reputation – gerade für Blogger – besser, nichts mit Seo zu tun zu haben!

Ganz aktuell: weil es zum Thema „Seo-Spam“ passt: Netzpolitik: „Wie Yasni mit Drohungen gegen Kritik vorgeht„. Ich kann dem, was da gesagt wird, leider nur zustimmen.

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14 Gedanken zu „Schein und Pein im Seo-Sein

  1. Hallo Martin! Ein interessanter Artikel. Die Sache mit den schwarzen Schafen gehört meines Erachtens stärker betont. Du fragst überwiegend „Was ist SEO und was ist daran gut oder schlecht“. Um den schlechten Ruf zu hinterfragen, ist meines Erachtens die Frage wichtiger: „Was sind SEOs für Leute?“ Mein Eindruck ist, dass sich in der Branche eine Reihe von „Goldkettchen-Typen“ tummeln. Es riecht nach „mehr Schein als Sein“. Du, Martin, gehörst meiner unbedeutenden Meinung nach zu den professionellsten SEOs (zumindest nach deinen Blogartikeln zu urteilen). Du schreibst meiner Meinung nach relativ tiefgründig und schlüssig, kommst auf interessante neue Ideen. Aber das mit dem SEO-Poster ist zum Beispiel so ein Ding, bei dem ich persönlich die Stirn runzele. So was ist ’ne nette Sache, wenn man sich als „Clique“ fühlt. Aber professionell?

  2. In vielerlei Hinsicht geb ich dir Recht Martin was das schlechte Image angeht. Wobei die Reaktionen ganz verschieden sind, das wirklich schlechte Image ist eher im Netz zu finden. Auf Business-Netzwerken reichen die Reaktionen dagegen von „Oh boah, das find ich ja spannend“ bis zu „Und davon kann man leben?“.

    Was die 4 Euro/Stunde angeht: Falls du dich damit auf den aktuellen Popcorn-Thread auf Xing beziehst, da wurden 4 Euro/Text angeboten. Durchaus übliche Konditionen via Textbroker.

  3. @Marcel: Erst mal Danke. Das Seo-Poster ist eher eine Art Social-Aktion. Das hat weder mit Seo noch mit Kunst zu tun, oder eben mit beidem, wie man es sieht…

    @Löwenherz: Hast recht, 4 Euro pro Text, was dann (angeblich) auf 12-16 Euro pro Stunde brutto hinauslaufen sollte. Ja, in der Tat hat mich das sehr aufgeregt. Nicht, dass das gefordert bzw. versucht wird (und ev. sogar irgendwo gezahlt wird, weil es Leute gibt, die gezwungen sind, sich auf so etwas einzulassen). Nein, was mich aufregt, ist, wie solche Fragen in offensichtlich vollkommen deplatzierten Zusammenhängen auftauchen können.

  4. Viele Unternehmen erhalten derzeit pausenlos irgendwelche Anrufe von Firmen, die versprechen „Wir bringen euch auf die erste Seite von Google.“ (hierzu ein Erfahrungsbericht vom letzten Jahr: http://www.ploync.de/internet/140-1-platz-in-den-google-suchergebnissen-fuer-399-euro.html) Es scheint sich langsam herumgesprochen zu haben, man kann mit der Unwissenheit der Unternehmen richtig viel Geld verdienen. Angebote von über 1.000 Euro im Monat für Suchmaschinenoptimierung, sind da keine Seltenheit. Sieht man sich die Webseiten der Unternehmen aber mal an, die da optimiert werden sollen, dann fragt man sich, was man denn da genau bei den sechs Unterseiten optimieren will.

    Der schlechte Ruf kommt meiner Meinung nach vor allem dadurch zu Stande, weil die Leute sich verarscht fühlen. Man verspricht mehr Kunden durch gute Platzierungen in den Suchmaschinen und meint damit eigentlich Kontakte. Bei solchen Luftnummern braucht man sich nicht zu wundern, dass viele Unternehmen immer skeptischer werden. Dabei müssten es die SEOs eigentlich besser wissen. Denn Ehrlichkeit und Offenheit währt im Netz am Längsten.

  5. @Ronny: ja, sehe ich genauso. Ich bekomme übrigens auch ständig Anrufe – und noch häufiger Emails – in denen mir „Unterstützung bei der Optimierung meiner Website“ angeboten wird („Haben Sie schon einmal über Suchmaschinenoptimierung nachgedacht?“ [!]). Das läuft offenbar alles automatisiert, und keiner macht sich die Mühe, vorher abzuchecken, wen man da eigentlich anschreibt.
    Aber ich bleibe dabei: es sind nur einige wenige schwarze Schafe, die eine ganze Branche in Verruf ziehen.

  6. … auf der anderen Seite weiß ich gar nicht, warum ich mich hier eigentlich hinstelle, und den Eindruck erwecke, als würde ich den ganzen Mist verteidigen.

  7. Ist es nicht toll, wenn du dich unter den ganzen schwarzen Schafen positiv Reutiren kannst ? Du musst nur aus der Not eine Tugend machen ;-)

  8. Hallo Martin,

    klingt wahr. Meiner Meinung nach kommt das schlechte Image zum größten Teil durch diese telefonische Kaltaquiese. Das Problem ist, dass gerade diese „bösen“ SEO’s bei Google über Suchbegriffe wie SEO, Suchmaschienenoptimierung etc. verdammt gut gerankt sind. Meistens nicht lange, aber lang genug um damit Kunden abzufangen die dann natürlich ein schlechtes Bild von SEO bekommen.
    Für jemanden der keine Ahnung von der Materie hat, aber seine Seite optimieren lassen möchte, ist es extrem schwer gut Agenturen von schlechten zu trennen bzw. gute Agenturen im Netz zu finden.

    Ich denke hier sollte angesetzt werden um langfristig den SEO-Ruf wieder herzustellen.

    Beste Grüße

    She

  9. Kommt mir bekannt vor, als ich noch Linkaufbau in meiner alten Firma betreiben durfte, hatte ich etliche eMails im Postkasten die wie folgt lauteten „wir möchten nichts mit illegaler Manipulation von Seiten zu tun haben“…

    Tja irgendwie scheint primär in den Köpfen „SEO = Illegal und Böse“ zu existieren.

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