Destrukturiert!

Destrukturiert!

Destrukturiert Eure Daten
Destrukturiert Eure Daten

Ich habe in der Vergangenheit schon mehrere Artikel geschrieben, bei denen ich von vielen eine volle Breitseite kassierte habe. Dieser Artikel wird sich vermutlich in die Reihe einreihen. Nichtsdestotrotz will ich ihn schreiben, denn er entspricht meiner Überzeugung. Es geht um strukturierte Daten. Google wünscht sich strukturierte Daten. Das erleichtert das Crawlen der Daten und das Verstehen der Inhalte. Seit Jahren empfehlen fast alle, die Daten sauber und gut zu strukturieren. Ich nicht …

Unstrukturiertes Chaos …

Meine Seiten entstehen zumeist nicht in einem strengen CMS-Korstett (z.B. WordPress), sondern werden manuell in Dreamweaver zusammengebastelt. Natürlich binde ich seiten-übergreifende Elemente wie header oder footer via PHP ein, aber alles, was im Content passiert, baue ich manuell. Da kann es schon mal vorkommen, dass nach der H1 direkt eine H3 folgt. Oder wenn ich einen Style nur einmal brauche, dann binde ich ihn direkt über ein Style-Attribut im <div> oder <p> tag ein. Mein Content-Bereich-Tag heißt mal „content“, mal „inhalt“ oder auch mal „main“. Meine Navigation heißt manchmal „navigation“, manchmal „menu“, oder auch „uebersicht“. Bilder binde ich meinst über ein <div> Element ein, mit Bildunterschrift – aber manchmal auch nur in einem <p> mit „float-sytle“. Strukturierte Header-Informationen habe ich auch nur sehr selten, und wenn, werden sie manuell hinzugefügt. Welche Meta-Tags ich brauche, entscheidet sich dann von Fall zu Fall (für Facebook, Pinterest etc.)

Kurzum: auf allen meinen Seiten herrscht unstrukturiertes Chaos.

Ich nenne das „Originalität“ ;-)

Originelle Fehlerchen …

Nein, im Ernst. Es sind im Grunde Fehler bzw. Unsauberkeiten, die einfach im Laufe der Jahre gewachsen sind. Einen positiven Effekt habe ich darin nie gesehen, aber eben auch kleinen Nachteil.

Und wie ich nun so darüber nachdenke, wird mir bewußt, dass das sogar ganz gut so ist. Um das zu erläutern, muss ich ein wenig ausholen.

Es begann mit den Bildern …

Als Google vor 4 Jahren die „neue Bildersuche“ einführte, habe ich den Untergang des Abendlandes vermutet. Denn seit damals zeigt Google die Bilder nach einem Klick in der Google-Bildersuche in einem Frame – direkt in der Bildersuche, statt wie bis dahin die Seite zu öffnen, auf der das Bild eingebunden ist. In Deutschland haben viele Proteste dazu geführt, dass diese Art hier nicht eingeführt wird. Denn es widerspricht massiv dem Urheberrecht, wenn Google sich die Bilder aneignet und in einer eigenen anwendung nutzt. Als Bildrechte-Inhaber hat man quasi nichts davon, wenn die Bilder in voller Größe bei Google gezeigt werden.

Damals hatte ich den vergelich mit den organischen Suchergebnissen gemacht: was wäre, wenn Google sich die Inhalte einer Seite zieht und direkt in den organischen Ergebnissen anzeigt – ohne die betreffende Seite zu öffnen.

Featured Snippets

Genau diese Befürchtung bewahrheitet sich langsam. Los ging es mit den „featured Snippets“: bei vielen Keywords wird einfch eine kurze Passage aus der Originalseite in den Suchergebnissen gezeigt. Zunächst waren es nur Wikipedia-Ergebnisse, und wir dachten alle, es gäbe dafür einen Deal zwischen Wikipedia und Google. Doch dann tauchten plötzlich und vollkommen unvermittelt auch andere Textauszüge in den Google-Ergebnsise auf, darunter auch eine ganze Reihe meiner Seiten.

Google Featured Snippet: Beispiel Was ist eine Gleitsichtbrille?
Google Featured Snippet: Beispiel Was ist eine Gleitsichtbrille?

Das erwies sich zunächst als großer Vorteil, denn da man so schnell mal von Platz 4 oder 5 an den Platz an der Sonne springen konnte, machte sich dass spürbar in guten Besucherzahlen bemerktbar. Das führte dazu, dass ich mich (wie alle anderen Betroffenen) kaum darüber echauffierte. Der Einstieg war getan – für Google.

Zunächst waren es Fragen, bei denen diese Snippets angezeigt wurden. Solche, wo man nur kurze Antworten vermutet. Inzwischen sind es zunhamend auch Einzel-Keywords, wo diese Snippets angezeigt werden…

AMP

Nun hat Google AMP eingeführt – quasi im Alleingang, und mit dem vordergründigen Ansinnen, Seiten schneller auf Mobilgeräten ladbar zu machen. Das kann man ja eigentlich nur gut finden. Gleichzeitig drängt Google die Webmaster immer mehr dazu, ihre Daten sauber zu strukturieren, damit der Google-Algo die Inhalte schnell und effektiv laden und verstehen kann. AMP ist im Grunde die logsiche Konsequenz aus den strukturierten Daten. Nur eben ausschließlich für Google. Wer seine Seiten als AMP zur Verfügung stellt, nimmt quasi in Kauf, dass Google sie benutzt.

Und was kommt als nächstes?

Es ist schon da: Google zieht sich die AMP-Inhalte einer Seite und zeigt sie in einem Google-Frame. Bislang nur auf Mobilgeräten – aber abgesehen davon, dass das sowieso inzwischen die Mehrheit der Devices ist. Es ist nur ein kleiner Sprung zu dem Ziel, dass die Inhalte einer Seite komplett bei Google angezeigt werden. Kein lästiges Nachladen einer Website und anderer nerviger Widgets wie Werbebannern, Newsletter-Anmeldungen oder Marken-Webdesigns. Google zeigt die Inhalte seinen Usern sauber und übersichtlich im eigenen Kontext…

Genau darum halte ich es für sinnvoll und geboten, seine Inhalte klar und sauber zu destrukturieren. Damit man die Kontrolle behält. Macht Eure Daten so gut und schnell, dass sie für die User super sind. Das heißt nicht zwingend, dass sie (für Google und Co.) sauber strukturiert sein müssen. Wenn sie für User unverzichtbar sind, dann wird auch Google nicht drauf verzichten können!

Ich weiß, dass das wieder ein kleiner Tropfen im großen Meer ist und an der Entwicklung nichts ändern wird. Aber aussprechen muss man es dennoch…

Oder wie seht ihr das?

Destrukturiert Eure Daten ...
Destrukturiert Eure Daten …

14 Gedanken zu „Destrukturiert!

  1. Danke !

    Ich dachte schon das ich der letzte Mensch auf der Welt bin der noch nicht vollkommen den Verstand verloren hat.
    Der Krake alle Daten zu liefern und drauf zu vertrauen das sie einem schon genug Besucher liefert ist schon mehr als Naiv. Google wandelt sich seit Jahren von einer Suchmaschine hin zu einem Contentportal wo User gar nicht erst in die Verlegenheit kommen sollen die Seite zu verlassen. Und alle anderen müssen Werbung schalten um überhaupt noch wahrgenommen zu werden.

  2. Das Ziel von Google, MS und Apple ist ein persönlicher Assistent, der einem alle Fragen beantwortet, Services übernimmt und im Alltag assestiert (http://sites.arte.tv/real-humans/de). Das es diese drei Unternehmen sind, welche diese Technologie vorrantrieben ist nur Zufall; es könnte jedes beliebige Unternehmen sein. Wenn man will kann man davon ausgehen, dass es die Zeit ist, die neue Erfindungen hervorbringt, weil die Bedingungen günstig sind. Unsere Möglichkeiten bestehen darin, dem Fortschritt auszuweichen, sich diesen zu Nutze zu machen oder den Fortschritt mit zu entwickeln. Es wäre bequem, wenn alles so bleibt, wie es ist. Es wäre aber auch langweilig.

  3. Mein Maßstab ist der User und mein Augenmerk gilt der Vernetzung mit Nischenkollegen statt über Suchmaschinenstöckchen zu hoppeln.

    Wenn mein langer Artikel 5 h2 hat; und der 2. und der 4. bekommen noch einige h3, ist das für den Artikel sinnvoll. Egal ob das irgendwelchen Skripten gefällt oder nicht.

    Aber Destrukturieren ist das ja nicht. Ich reiße keine Struktur ein, ich baue nur vielleicht eine andere, als man sich von mir erhofft.

  4. Betrachtet man die letzten Jahre rückblickend, dann stellt man fest, dass immer mal wieder eine neue Sau durchs Dorf getrieben wurde. Mal waren es Snippets, mal Symbole im meta Titel, mal die Autor Bildchen und jetzt eben AMP und https. Am Anfang springt jeder auf den Zug auf, optimiert seine Seite und wenn es alle machen, dann ist der Effekt wieder verpufft.

    Aus der Erfahrung kann man doch etwas lernen und zwar, „kann man machen, muss man aber nicht“. Steht irgendwo geschrieben, dass man unbedingt seinen Inhalt für AMP bereitstellen muss? Nein und deshalb sollte man doch selbst abwägen können, ob man es braucht oder nicht. Braucht eine reine Informationsseite https? Nein, wozu auch, wenn man auf der Seite keine Nutzerdaten eingeben kann.

    Ich kann meine Seite strukturieren für was auch immer, muss es aber nicht. Zwischen „kann“ und „muss“, sollte man auch bei SEO unterschieden können. Zumindest seh ich das so.

  5. Natürlich wollen Google & Co. immer mehr Daten haben und selbst verwenden, denn nichts anderes ist es ja, wenn Google eine mögliche Antwort zur Suchanfrage bereits auszugsweise anzeigt.

    @Martin: Du bist mit deiner Einstellung sicher nicht allein. Ich schreibe meine Artikel generell so, wie es mir in den Kopf kommt und sicherlich ist auch unter der Haube bei meinen Seiten nicht alles so, wie Google es am liebsten hat. Aber egal, gerade wenn ich, z.B. auf meiner Computerecke, Ratgeber oder Schritt für Schritt Anleitungen schreibe, ist nicht Google mein Ziel, sondern der Computerneuling der nicht weiter weiß.

    Also ich bin mit Sicherheit unstrukturiert…

  6. Bin selbst großer Gegner von AMP und habe genau das auch schon bei der ersten Ankündigung vermutet. Wer AMP unterstützt, gibt sich an Google ab, hart gesagt.

    Ob eine Destrukturierung Sinn macht, weiß ich nicht, aber ich werde meine Daten und Innhalte ganz sicher nicht Google geben und mich dagegen wehren wo es nur geht. AMP kommt für mich nicht in Frage und ich versuche allen klar zu machen, dass das Webmastern nicht hilft und sie verzichten sollten. Gerade die WordPress-Anfänger checken das meist nicht, weil sie ja wieder einmal nur ein Plugin aktivieren müssen.

  7. Also bis vor ein paar Jahren habe ich meine Seiten auch per Hand gebaut (mit Coda, nicht Dreamweaver) und damit sehr sehr gute Erfolge erzielt.

    Der Vorteil war das man echt alles anfassen könnte wie es CSS direkt einbinden und nicht an einem Template ein sub-Template schrauben musste. Und was waren die Seiten schnell!!

    Vor ein paar Jahren bin ich dann doch auf WP umgestiegen. Tolles System dafür hat man jetzt andere Probleme.

    Ob man Trends mitmacht sollte man abwägen, ssl macht für mich Sinn, author Bilder habe ich gleich ausgelassen den Rest werden wir sehen.

    Was mir in deinem Plädoyer allerdings fehlt ist der Hinweis auf die Zeitfenster. AMP ist für mich typischer Income-slot (für einen kurzen Moment tut sich ein Zeitfenster auf in dem manGeld verdienen kann, wie es zum Beispiel damals mit Klingeltönen der Fall war.)

    Wer jetzt auf AMP setzt und das pusht kann bestimmt viel traffic abgreifen und damit Geld machen weil viele Mitbewerber noch gar nicht mit der Implementierung angefangen haben…

  8. Zunächst einmal: AMP heisst, dass AMP-valide Webseiten bereits während die Suchmaske die Ergebnisse lädt, in den Browsercache befördert werden. Klickt
    der Suchende dann auf eines dieser Ergebnisse, ist die Seite praktisch schon auf dem Gerät vorhanden und muss zum Anzeigen nicht mehr aus dem Netz
    geholt werden. Im Grunde genommen ein alter Hut namens „Prefettching“.

    Richtig ist, dass wir uns immer mehr von Google abhängig machen. Aber im Grunde genommen ist dies auch nur ein weiterer, kleiner Tropfen in das grosse
    Google Fass. Unerträglich ist die Abhängigkeit schon längst auch ohne AMP.

    Anders als in dem Artikel, kann ich in dem sich-transparent-gegenüber-Google machen jedoch auch durchaus Positives abgewinnen. Privat möchte ich natürlich, dass Google möglichst wenig über mich weiß – geschäftlich allerdings verhält es sich genau andersrum.

    Der Britische Bergsteiger George Mallory antwortete, vor der geplanten Erstbesteigung des Mount Everest, warum er dort unbedingt hochwolle „Weil er da ist“. So ähnlich würde sicherlich auch die Antwort ausfallen wenn man die Menschen fragen würde warum sie Google benutzen.

    Solange weiterhin 99,9% aller Internet-Nutzer Google verwenden, wird Google sein Wissen und seine Macht über uns immer weiter ausbauen.

  9. Hallo, ich halte Webseiten von WordPress und Joomla als geeignet um gute Ergebnisse zu erzielen. Google ist schon okay.
    Die Symbole im Metatitel sind auch interessant. AMP und Https finde ich wichtig. Ich sehe das aber auch so, wenn das jeder macht, ist der Effekt bald wieder bleich null.

  10. Ich halte auch nicht viel von diesen Snippets, vor allem weil der Inhalt momentan an vielen Stellen überhaupt nicht passend ist. Von AMP halte ich ebenfalls Abstand, meinen Kunden rate ich meist (aus obene genannten Gründen) das selbe.

  11. Ein interessanter Artikel. Ja, Strukturen hält man allenfalls für seine Kunden ein und wenn es für ein besseres Ranking nützt.
    Nur wegen Google mehr Aufwand zu treiben, macht keinen Sinn.

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