Twitter Spam Follower: Gut für die Statistik – oder besser löschen?

Twitter Spam Follower: Gut für die Statistik – oder besser löschen?

Twitter Spam ...
Twitter Spam ...

Der Erfolg eines Twitter-Accounts manifestiert sich in der Anzahl der Follower. Dachte ich bisher. Je mehr Leute einem Twitterer folgen, umso besser scheinen die Tweets zu sein. –  Ich bin da nicht gerade erfolgreich: ca. 90 Follower. Im Vergleich zu anderen, die tausende oder sogar zehntausende von Followern haben, ist das unterste Kreisliga, abstiegsgefährdet. Von Zeit zu Zeit wächst mein Account jedoch sprunghaft an. Plötzlich folgen mir innerhalb weniger Minuten zehn bis zwanzig Follower mehr. Eigentlich ja supi, aber …

Nun gehöre ich zu denen, die dann schon mal nachschauen, wer denn da jetzt folgt. Und dabei stelle ich seit einiger Zeit immer häufiger fest: es sind Spam-Accounts. Gerade habe ich wieder mal ca. 10 davon gelöscht. Um zu zeigen, was ich meine, habe ich eben wahllos fünf rauskopiert, bevor ich sie geblockt habe: GloriaHayesWendyRodrigezBigCashTipsYourKristinaAmazinCash – und und und.

Desinteressierte weibliche Money-Follow-Maschinen

SEO böse - twitter vollspammen...
SEO böse - twitter vollspammen...

Auffällig ist, dass es sich entweder um Damen oder um MoneyNames handelt. Aber wenn man das Profil nur flüchtig überfliegt, fällt es oft gar nicht so auf: meist haben sie so um die 1000 Follower und folgen ca 1500 anderen. Es scheint sich um einen typischen, sogar „nützlichen“ Twitter-Account zu handeln: offenbar private Tweets wechseln sich mit Linktipps ab. Das fatale nur: die Linktipps führen immer auf die gleiche Zielseite. Und zwar bei allen. Wer sich den Spaß machen möchte, die den oben genannten mal nachzuschauen, wird sehen, dass die Links bei allen Profilen auf die selbe Zielseite führen. Kurz: es sind keine Follower, sondern maschinell erzeugte Accounts. Von Zeit zu Zeit erzeugt dieser Maschinen-Account ein paar Tweets, meist mit Spam-Links. Wenn ich etwas twittere, interessiert das diese Maschinen nicht die Bohne.

Das Prinzip, das dahinter steckt, scheint so zu laufen: einfach tausend Accounts erstellen (als Beispiel), alle untereinander verlinken (follow), und dann per automatisch anderen folgen. Erstens gewinnt man so diejenigen, die ohne Nachzudenken auf Refollow klicken. Und man postet Spam-Links („What is Contextual Link Building … “ oder ähnlich). So gewinnt man traffic. Simpel, billig, blöd. Wie erfolgreich die Methode ist, kann ich natürlich nicht sagen. Ist mir auch egal. Was mich mehr interessiert, ist die Frage, wie verbreitet diese Art von Twitter-Spam eigentlich ist.

Follower blocken – unschlau?

Girokonto - Ich Schwein
Girokonto - Ich Schwein

Wie anfangs erwähnt, staune ich oft über die Follower-Zahlen anderer Accounts. Und nun frage ich mich: Ist das unschlau, wenn ich die Spam-Follower lösche? Ist es nicht besser, wenn ich 200 statt 90 habe? Wie machen es andere? Sind vielleicht die Hälfte aller Twitter-Follower nur Spam-Accounts? Oder noch mehr? Was nützen sie dann?

Ich habe mal wahllos ein paar Profile bzw. deren Follower durchgeschaut. Und tatsächlich haben sich offenbar bei vielen Spam-Follower eingenistet. Mein Eindruck ist, dass kaum jemand prüft, wer einem folgt. Warum auch? Es macht ja viel Arbeit, jeden Follower zu überprüfen. Und sich selbst die Anzahl der Follower zu ruinieren, ist ja auch blöd. Bisher scheinen Spam-Follower nicht zu schaden. Im Gegenteil: sie erhöhen den Account-Wert.

Twitter Spam – ein gerne ignoriertes Problem?

Twitter - bald ausgezwitschert
Twitter - bald ausgezwitschert

Und genau das scheint mir das Problem zu sein. Twitter Spam Follower nützen im Grunde denen, denen sie folgen. Denn sie erhöhen die Anzahl der Follower. Das freut den eifrigen Twitterer. Warum kritisch hinterfragen. Hauptsache viele. Da ich dieses „Twitter-Ziel“ hinter vielen Accounts vermute, wird das Problem wohl weiter zunehmen. Oder besser gesagt: ich glaube, das Problem ist schon riesig, nur will es niemand wahrhaben. Weil es die schöne eigene Twitterkarriere so relativieren würde. Ist Twitter schon mehrheitlich von Automaten übernommen worden?

Übertrieben? Weil: egal, es schadet meinem Account ja nicht? Ich sehe die Gefahr nicht nur für die Menschen, die Twitter lieben, weil es schnell und oberflächlich ist. Auch suchmaschinen-technisch könnte sich die Sache zu einem echten Problem auswachsen. Meine evangelisch-konservativ geprägte Erziehung mahnt mich zur bodenständigen Bauernlogik. Und die sagt mir, dass das mittelfristig nicht gut geht. Wer weiß schon, wo die Twitter-Reise hingeht? Vielleicht wird es mal richtig hinderlich, wenn dem eigenen Account mehrheitlich aus einem Bad-Neighborhood gefolgt wird. Und dann viel Spaß, wenn man aus 3.000 Followern die Spam-Accounts rausfischen soll. Das Problem ist ja auch, dass sich die Anzahl der Spam-Follower mit der Anzahl der Gesamt-follower potenziert. Ist man erst mal erfolgreich von einem Spam-Account infiltriert, öffnet das Tor und Schleusen für weitere. Ich werde mich auf jeden Fall bemühen, meinen Account sauber zu halten. Zum Glück sind es nur so viele, dass ich die Liste noch händisch prüfen kann. Lieber für wenige interessierte Follower als für tausend tote Teufel tweeten…

Danke an die „echten“ Follower, die bei mir überlebt haben :-)

Twitter Spam Follower - besser löschen?
Twitter Spam Follower - besser löschen?

Woran erkennt man Spam-Accounts?

Wie schon gesagt: Händisches Überprüfen ist aufwendig und widerspricht dem Grundkonzept vom schnellen, oberflächlichen Twitter. Ich persönlich achte in erster Linie darauf, ob das Design bearbeitet wurde. Alle Spam-Accounts, die ich bisher gesehen habe, hatten ein Standard-Design. Überfliegen sollte man auch die Link-Beschreibungen: wenn die ausschließlich „reißerisch“ daherkommen und nur das Blaue vom Himmel versprechen, ist das kein gutes Zeichen. Aber ansonsten gibt es kein sicheres System, wie man die erkennt. Oder?

Was schreiben andere?

Mit dem Problem haben sich schon einige (wenn auch wenige) andere auseinander gesetzt, so zum Beispiel Cem Basman (Sprechblase-Blog), der einen (zumindest indirekten) Zusammenhang mit dem neuen Tweetranking-Dienst vermutet. Auch „von-unterwegs-gesendet“ hat sich (schon Ende Februar) mit dem Thema „Warum Twitter Spam funktioniert“ beschäftigt.

PS: die Bilder sind teilweise etwas unpassend. Aber ich habe gerade nicht die Muße, neue zu machen …

Weiterführende Artikel

29 Gedanken zu „Twitter Spam Follower: Gut für die Statistik – oder besser löschen?

  1. Mich stören Spam-Follower überhaupt nicht. Für Dienste wie Magpie ist es sogar förderlich. Außerdem: wer würde sich schon beschweren, wenn sein Blog-Feed nicht nur von natürlichen Personen gelesen wird? Niemand. Könnte man die Follower-Zahl nicht einfach ausblenden?
    Übrigens: ich habe „zufällig“ ein paar Folien zum Thema erstellt. Nachwievor funktioniert Twitter-Spam immer noch recht gut: http://www.wuestenigel.com/2009/06/14/twitter-spam/

  2. Ach um Spammer mache ich mir keine Sorgen, irgendwann werden die von selbst gelöscht. Spammer kommen und Spammer gehen. Du kannst sogar bei der Bekämpfung von Spammern helfen, einfach eine DM mit dem Accountnamen des Spammers an @spam schicken. BINGO

  3. Also ich finde, wenn man seriös bleiben will sollte man die Spammer löschen. Blöd ist einfach nur dass die die Spammer einfach folgen können. Bei mir sind die Spammer aber nach 2-3 Tagen von alleine verschwunden. Ärgerlich finde es nur, wenn diese auch noch Direkte Nachrichten mit Spam verschicken. Twitter hat aber allgemein Probleme mit Datenschutz und Richtlinien. Im Moment kann ja jeder machen was er will, es fehlt Twitter an klaren Richtlinien und Regeln.

  4. Ich frage mich ja, wie man überhaupt mehr als 100 Leuten folgen kann?

    Meine Vermutung: Stell dir vor jeder twittert, und keiner sieht hin.

    Alle twittern fröhlich in ein schwarzes Loch :) Hauptsache man hat die Illusion hunderte Menschen interessiert es, wenn ich aufs Klo gehe :)

    Was denkst du dazu Martin?

  5. @marco: zu Deinen Folien: das ist Spam. Und das fatale an Deiner Logik: der Benutzer wird zu bloßem Stimm- bzw Klickvieh degradiert. Hauptsache viele, damit möglichst viele Dumme dabei sind, die auf Ads klicken. der Rest ist uninteressant. Vor dem Hintergrund kann ich die deutschen Twitter-trends auch nicht mehr Ernst nehmen. Sind wahrscheinlich 90% automatisierte Accounts dahinter… Naja, nun ist es ein echter weniger.

    @Freetagger: Gut und schön. Aber was für eine Arbeit für automatisch erzeugte Accounts…

    @Felix: Absolut richtig. In welchem Tempo die Nachrichten bei 10.000 Followern durchklickern, und ob man da überhaupt noch etwas mitbekommen kann, ist eine gute Frage. Ich werde darüber noch mal einen separaten Artikel schreiben.

    Gruß, Martin

  6. Wie meine Vorredner schon sagten, ein interessanter Artikel. Was ich mich allerdings frage ist, wie lässt sich eine solche Plattform wie Twitter in diesem großen Stil manipulieren? Sollte es für das Problem mit den automatisch generierten Accounts nicht eine technische Lösung geben?

  7. Du bekommst eine Mail „New Follower“ und wenn du hin schaust, ist keiner neu dazu gekommen. Den Rest der Spammer „miste“ ich dann per Hand aus. Schon wegen der Onlinereputation.

    @Felix L.: „.. mehr als 100 Leuten folgen kann?“
    Wer kann das und wer will das?
    Mein Tag hat nur 24 Stunden :-)

  8. @Martin: Die Folien sollen verdeutlichen, wie einfach man mit Twitter-Accounts „spammen“ kann. Dass in gewissen Bereichen (Klickrate) gute Erfolge zu erzielen sind, ist heute einfach noch so. Ob man das machen sollte und ob „Klickvieh“ echten Nutzen bringt, ist fraglich.

    Deine Aussage zu den Twitter-Trends verstehe ich nicht ganz. Die Qualität der Trends ist sehr hoch, da ich sie über die Twitter-Suche auslese und NICHT meine Twitter-Follower verwende. In drei Monaten gab es erst 2-3 fingierte Trends.
    Viele Grüße

  9. Niemand macht sich die Mühe auszumisten? Also ich miste täglich aus, vielleicht entgeht mir der ein oder andere Spam Follower aber die meisten fliegen. Und das Gleiche beobachte ich auch bei vielen Leuten denen ich folge.
    Mehr als 100 Leuten zu folgen ist schwierig, aber im wahren Leben fragt man ja auch nicht nach was die Leute so den ganzen Tag erzählt haben. Ich folge unter @ApfelMuse nie mehr als 300, und lese über Tweetdeck nur bei den Leuten gezielt nach, die ich kenne oder als besonders informative Twitterer schätzen gelernt habe.
    Meine Twitter Einstellung habe ich auch in diesemBlog-Artikel nochmals erläutert: http://bachmichels.wordpress.com/2009/06/07/wahlen-bei-twitter/

  10. So wirklich überlegt habe ich das mit den Spamfollowern auch nicht. Mir sind die automatischen Spamaccounts auch schon aufgefallen, bislang habe ich diese aber auch nicht großartig beachtet.
    [admin: URL zum Beitrag: www . genialpreis. de]

  11. Ich sortiere die Spamfollower auch meist zeitnah aus. Auf die Ego-Vergrößerung muss ich dann zwar verzichten aber vielleicht klappt es ja auch so mal irgendwann mit den 100 Followern :-) Step by Step

  12. Die für mich alles entscheidene Frage ist:
    Weshalb gibt es für twitter keinen Spamfilter?

    Es gibt für mich keinen triftigen Grund, weshalb so etwas nicht nicht von twitter selbst entwickelt und eingebaut worden ist.

  13. Buzz Aldrin erhält jede Minute zig neue fake-follower. Aber von wem und zu welchem Zweck? Muss nachdenken. Nacht!

  14. „Der Erfolg eines Twitter-Accounts manifestiert sich in der Anzahl der Follower.“
    Dem ist ganz sicher so. ;-)

  15. Also erstens ist es wirklich anstrengend die ganzen Spammer zu löschen und zweitens habe ich festgestellt, dass die Accounts sehr vieler von den Followern nach ein paar Tagen „suspended“ sind. ;)

  16. Du bekommst eine Mail “New Follower” und wenn du hin schaust, ist keiner neu dazu gekommen. Den Rest der Spammer “miste” ich dann per Hand aus. Schon wegen der Onlinereputation.

  17. @Spack: Weil ich zunehmend Kurzkommentare bekomme, deren Autoren „KFZ-Versicherung Günstig“ oder „Online Kredite“ oder ähnlich heißen. Es könnte ja sein, dass das nur Kommentar-Spam ist ;-)
    Daher gilt bei mir schon länger die Regel: wer seinen Namen angibt und sich nicht hinter einen keyword verbirgt, dessen Seite schaue ich mir an. Wenn ich Namen und Website zusammenbekomme, gibts einen follow Link. Alle anderen werden auf nofollow gesetzt.
    Ist allerdings ziemlich viel Arbeit. Ich werde vermutlich doch bald auf nofollow umstellen…
    Gruß, Martin

  18. Sagt mal: Habt Ihr alle Angst Euren Namen zu nennen? OK zum Thema: Ich misste jeden Tag aus. Da mein Account zur Zeit täglich wächst, verwende ich ca. 30 bis 40 min. pro Tag – ist notwendig! Und über TweetDeck – mal eine Stunde verfolgt – nicht jeden Tag! bekommt man einfach ein Gefühl dafür. Mein Gradmesser: Wieviel Klicks bekomme ich, nachdem ich 8 allg./priv Sachen gepostet habe, um dann halt eine Sache zu bewerben! Funktioniert zur Zeit echt gut!
    Grüße Peter

  19. ich wäre vorsichtig, angepriesene Links von Twitter Spammern zu folgen, könnte auch „Knalleffekte“ beinhalten, damit meine ich die Verteilung von Schadcode;-)

  20. Auch wenn dieser Arzikel schon sehr alt ist, landet man von Google doch noch oft hier. Ich schaue zwar auch nicht alle meine Follower durch, aber manchmal sticht dann eben doch ein „Weibchen“ heraus – und kurioserweise ist der 3. oder 4. Tweet in der Timeline ein Retweet von einem strand-blick Account. Sehr verdächtig. Als würden alle schönen und interessanten Frauen der gleichen Strandblick Seite folgen. Und grundsätzlich retweeten. Die blocke ich sofort. Auf Fake-Follower lege ich keinen Wert.

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