Google hat massives Spam-Problem durch die neue Bildersuche

Google hat massives Spam-Problem durch die neue Bildersuche

Google Bildersuche Spam
Google Bildersuche Spam

Manchmal liegen Dinge so nahe, und doch sieht man sie nicht. Die Kritik an der neuen Bildersuche ist um eine neue Facette reicher. Google hat einen fundamentalen Fehler gemacht, der nichts mit dem Thema Urheberrecht zu tun hat. Und ich bin davon überzeugt, dass dieser Fehler der neuen Bildersuche bald das Genick brechen wird. Ursache ist Google empfindlichste Stelle: der Spam. Die neue Bildersuche ist ein Eldorado für Black-Hat-Bilder-Seo-Spam. Ohne Probleme können nun unerwünschte Inhalte in die Bildersuche eingeschleust werden. 

Bisher ging es immer nur darum, warum die neue Google Bildersuche für Kreative und Künstler schlecht sei. Aber sie ist es auch für den normalen User. Und zwar mehr, als man zur Zeit ahnt. Der gute Pascal Landau hat mich in seinem Artikel „Hack: Pornobilder in die neue Google Bildersuche einschleusen“ heute darauf gestoßen. Was zunächst nur nach einem Spaß aus der „Seo-Trickkiste“ aussieht, ist bei näherer Betrachtung für Google ein Riesenproblem. Kurz zu den Hintergründen:

Wer in der neuen Google Bildersuche ein Thumbnail anklickt, sieht in Zukunft die große Version des Bildes in der Google Bildersuche selber (bisher noch nicht in DE).

Google zieht sich dabei einfach das Bild von der jeweiligen Quelle. Es liegt also physikalisch nicht auf einem Google-Server. Ein Blick in den Quellcode der Google-Seite verdeutlich das:

Neue Google Bildersuche Quellcode: Bild wird von woanders geladen
Neue Google Bildersuche Quellcode: Bild wird von woanders geladen

Dieses (dreiste) Verfahren belastet zwar die Server der Webmaster (die ja gar nichts mehr davon haben), ist aber aus Google Sicht logisch: es spart Server-Ressourcen.

Ein klein wenig simpler Code …

Wenn das Bild nun auf meinem Server liegt, dann kann ich es nach Belieben manipulieren bzw Google ein anderes Bild zusenden als das, was angefordert wurde. Das regen auch schon viele Webmaster an, um die eigenen Bilder vor Google zu schützen, und es ist in der Tat ein etabliertes Verfahren, um missliebigen Bilderklau-Sites das Wasser abzugraben. Man muss dafür lediglich ein paar Zeilen Code in die htaccess-Datei einer Website hinzufügen.

Als Webmaster muss man lediglich dafür sorgen, dass das neue Bild exakt die gleichen Bildmaße hat wie das ursprüngliche. Schwubs, schon zeigt Google ein anders Bild an (siehe Beispiel bei Pascal) …

Das Problem: genau über diesen Weg sind nun Tür und Tor für „schlechte Bilder“ geöffnet. Wer immer Bilder auf vorderen Plätzen hat, kann die Bildersuche mit eigenen, anderen Bildern beliefern. Bis das auffliegt, kann es lange dauern. Denn man kann dem Googlebot ja etwas anderes anzeigen als den Usern. Man nennt das Cloaking. Das ist natürlich nach den Google Richtlinien streng untersagt, aber: wer spamige Sites betreibt, den interessieren die Google-Richtlinien nicht mal periphär.

Hotlinks
Hotlinks

Das Ganze wird durch die in Spezialistenkreisen lange bekannt „Hotlinking“-Problematik verschärft (siehe „Das Hotlinking-Problem – Google unter Zugzwang“ (Dez. 2009). Vereinfacht und verkürzt: Man kann sich den Link aus der Google Bildersuche klauen, indem man ein fremdes Bild auf der eigenen Website einbettet oder auch nur verlinkt. Nach meiner Schätzung führen wenigsten 25% aller Links der Google Bildersuche nicht auf die eigentlichen Quellseiten, sondern auf eine Seite, wo das Ursprungsbild eingebunden wurde. Siehe dazu auch: „BlackHat Bilderseo – Interview mit mir vom SeoDay„.

Eldorado für Blackhat-Bilderseo

Blackhat-Bilderseo
Blackhat-Bilderseo

Nun gibt es viele Seitenbetreiber mit krimineller Energie, die genau dieses System massiv ausnutzen. Sie bauen sog. Bilder-Farmen, indem sie massenhaft die ersten Ergebnisse der Google-Bildersuche klauen und auf eigenen Seiten anlegen. Das Ganze geschieht natürlich automatisiert. Es gibt hunderte von solchen spamigen Bilderfarmen. Neben dem Bild, meist irgendwo am Rand oder im nicht-sichtbaren Bereich, ist die Seite gepflastert mit Werbung. In manchen Fällen auch mit Werbung für Pornoseiten. Ich fordere Google schon seit Jahren auf, sich dieses Problems anzunehmen – gleichwohl hat sich herzlich wenig getan (so einfach ist es auch in der Tat nicht).

Besonders gravierend ist, dass die neue Google Bildersuche auch im „safeSearch-Strikt„-Modus, also der „Kindersicheren Version“, so funktioniert. Der gesamte Bereich „kindersichere Bildersuche“ im SafeSearch-Modus ist durch das neue Design der Google-Bildersuche hinfällig. Ich kann es zwar gar nicht glauben, aber es sieht so aus, als hätte sich Google da ins Knie geschossen. Ich werde meinen Kindern definitiv nicht mehr gestatten, die Google Bildersuche zu benutzen. Und ich bin mir sicher, dass die Blackhat-Bilder-Seos diese neue Geldquelle schon sehr bald abschöpfen werden…

Siehe auch…

Hier noch mal der Hinweis zu der Protestseite gegen die neue Bildersuche.

23 Gedanken zu „Google hat massives Spam-Problem durch die neue Bildersuche

  1. Hallo Martin, wenn man mal weiter denkt, ist das vielleicht genau die Lösung des Problems. Zeige einfach ein Dummy-Image an, wenn jemand deine Bilder als Vollbild anschauen möchte. Auf diesem Dummy könnte dann der Hinweis stehen, dass für eine Vollbilddarstellung deine Website besucht werden muss. Man muss ja nicht immer gleich Black-Hat denken.

  2. Hallo Martin, ich kann die Aufregung nicht ganz nachvollziehen. Voraussetzung für die von dir vorgeschlagene Methode ist ja, dass der Webmaster bereits ein Bild in der Google Bildersuche hat. Wieso sollte er dieses nun durch anstößiges Bildmaterial ersetzen? Zumal Google ja laufend die Bilder neu indexiert und daher auch in kurzer Zeit die Änderung erkennen und das entsprechende Bild entfernen wird. Wo ist hier der finanzielle Anreiz? Bin ich als Webmaster lieber weiterhin (womöglich für lange Zeit) mit meinem alten Bild auf einer guten Position oder tausche ich für ein paar Tage oder Wochen das Bild aus? Ich denke finanziell macht so ein Austausch keinen Sinn. Das wäre zu kurzfristig gedacht.

    Außerdem wertet Google in Zukunft sicher auch die Click-Through-Rate bei aufgerufenen Bilder aus. Wenn ich nach dem Klick auf das Thumbnail ein anderes (thematisch unpassendes) Bild angezeigt bekomme, dann klicke ich sicher nicht auf die Website. Das Bild wird also auch ganz schnell Plätze im Ranking verlieren…

    Ich sehe hier ehrlich gesagt kein großes Problem für Google. Wer Bilder austauscht, fliegt langfristig aus der Suche raus. Und wenn es keinen finanziellen Anreiz gibt, werden auch nur wenig „dumme“ Webmaster auf die Methode aufspringen…

    1. @Patrick: ja, sorry, die Thematik ist so komplex, dass ich manche Dinge nicht deutlich genaug ausformuliert habe. Also: Die meisten Webmaster würden das natürlich nicht amchen. Aber es gibt Spammer, die Bilder-Farmen mit tausenden geklauter Bilder aufbauen. Google bekommt die nicht in den Griff. Wenn die die Chance haben, die Klick-Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dann werden sie sie nutzen. Ob es dann Pornobilder sind, oder Viagra-Seiten-Empfehlungen oder wie auch immer: die werden sich die lukrativsten Kanäle wählen.
      Seitdem Google neue Bildkopien im Ranking bevorzugt (Freshness), ist das Problem weiter gewachsen: wenn man eine Bildkopie von einem der Top-Bilder zieht, und auf eine Website Fast ohne Content – nur mit Keyword-Stuffing und Werbung vollgestopften Seite anzeigt, dann ersetzen diese Bilder die ursprünglichen, und der Link geht auf die Spam-Seite.
      Wie gesagt: ich predige das seit Jahren, aber es dringt nicht wirklich durch, weil es technisch nicht so einfach zu vermitteln ist.
      Ich bin mir aber sicher, das 25% oder mehr der Bilder, die wir bei Google sehen, nicht auf die Seiten verlinken, von denen ursprünglich das Bild stammt. In einigen Fällen mag das so gewollt sein, in den meisten ist es „schmutziges Bilder-Seo“.
      So, ich hoffe, es ist nun etwas klarer…

  3. Wenn die in den USA die erste Klage am Hals haben, weil ein Kind trotz Safer Search ein Pornobild gesehen hat und für’s Leben geschockt ist, wird sich die neue Bildersuche schnell erledigt haben.

  4. Ihr seid ja Füchse – krasse Erkenntnis. Außerdem hat Christian recht – das könnte die Lösung sein. Ich warte dann mal auf das „WP Show-Dummy-Image“-Plugin…

    1. Der Witz ist ja: das geht jetzt erst los. Ich bin mir sicher, dass die ganzen schwarzhütigen Seos Luftsprünge machen ob der Möglichkeiten. Ich habe ja im Grunde keine Ahnung von abgründigen Spamphantasien…

  5. Allerdings könnte Google das Problem auch recht leicht wieder beheben – per Javaskript kann man ja die Pixel eines Bildes auslesen. Die müssten dann nur noch mit einer Prüfsumme verglichen werden und schon könnte man Änderungen am Bild erkennen. Client-Seitig, so das dann der Google Server nochmal prüfen kann (ohne sich als Google-Bot zu outen).

    1. Hmmm, sowas geht? Wie kann ich denn mit Javascript auf die Pixel zugreifen?

      Die Bildabmessungen werden ja bereits geprüft. Fürs erste würde es ja schon mal reichen, zusätzlich die Dateigröße zu prüfen. Das würde sie Sache mit dem Ersatzbild schonmal etwas verkomplizieren.

      1. Ah gut, habe ein bißchen gegoogelt. Das geht in HTML5 per Canvas und getImageData. Interessante Sache, muß ich mich mal näher mit beschäftigen.

  6. Das Ganze ist für Google lösbar, z.B. über einen serverseitig gespeicherten Hash der mit einem clientseitig per Javascript berechneten Hash verglichen wird. Das wird Google schnell bereinigen.

    Allerdings halte ich das Modell der neuen Bildersuche von Google für fast schon kriminell. Bei News wird seit langem diskutiert, ob Google sich mit den „Anreißer-Texten“ Inhalte aus fremden Quellen zu eigen macht und allein davon profitiert. Bei den News kann man das verneinen, weil immer nur der Anreißertext und nie der gesamte Artikel auf Google gezeigt wird.

    Das Equivalent zum Anreißertext war und ist bei der Bildersuche das Thumbnail. Darauf beschränkt sich Google nun aber nicht mehr, sondern zeigt das große Bild und damit den kompletten Inhalt. Und das dann noch auf Kosten der Originalquelle, ohne dass diese eine faire Chance hat, an dem Traffic zu partizipieren.

    es ist mir etwas schleierhaft, was Google da reitet. Es ist offensichtlich, dass dieses Modell nicht moralisch ist und unverinbar mit „Don’t be evil“ ist. (Ich bekomme ca. 70% aller Besucher über die Bildersuche).

  7. Die neue Bildersuche ist seit einigen Tagen in CH und AT im Einsatz – und weltweit bis auf die .de TLD.

    In AT sind die Zugriffe über die Bildersuche um ca 25% runtergegangen – aber die Klickrate hat sich wesentlich erhöht, da man ja jetzt die Kunden nicht mehr per Framebreaker Script auf die eigenen Seiten zwingt, was ja die User grossteils ärgert. Vorsichtig gesagt – unter Berücksichtigung des relativ kurzen Beobachtungszeitraumes – ein Nullsummenspiel. Allerdings nur für Adsense, da das klickbezogen ist.

    Das dürfte bei näheren Hinsehen daran liegen dass der User ja nur eine Klickmöglichkeit auf der Anzeigeseite hat – oder er benutzt den Back Button.

  8. Für diejenigen die kein Framebreaker Script einsetzen dürfte sich die neue Bildersuche sogar positiv auf die Userzahlen auswirken.

  9. Hallo, bei mir erscheinen seit einiger Zeit bei der Bildersuche auch die Pornobilder. Zwar werden auch Wunschbilder gezeigt, aber leider nicht ohne dieser Perversen. Ich würde gern das Problem selber beseitigen, doch ich bin da kein Kenner. D.h. ich habe es leider nicht schaffen können. Und so wie es aussieht, scheint das Problem schon länger anzudauern. Ich wäre echt dankbar, wenn mal Jemand das irgendwie beheben könnte. Danke schonmal.
    P.s. Meine Emailadresse ist leider ungültig, da mein Account attackiert worden ist. N.

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