Seoline mahnt SISTRIX ab – SEO-Szene straft Seoline ab

Seoline mahnt SISTRIX ab – SEO-Szene straft Seoline ab

Abmahnung
Abmahnung

Heute morgen lese ich, dass Sistrix von Seoline abgemahnt wurde. Eigentlich wollte ich es mit einem solidarischen Schulterklopf-Kommentar bewenden lassen – und bin an die Arbeit gegangen. Doch im Laufe des Tages ist das Thema derartig hochgekocht, dass ich jetzt doch noch ein paar Worte darüber verlieren möchte. Natürlich wieder als Letzter – das kommt davon, wenn man zur arbeitenden Bevölkerungsschicht gehört ;-) . Hier war man schneller: FridayNite, Randolf Jorberg, Eisy, InternetmarketingNews, MobileSeo, Gerald Steffens, blogSchrott und viele andere mehr…

Abmahnung wogegen?

Für meine Enkel, die diesem Post vielleicht mal in ferner Zukunft lesen, sei hier noch mal kurz der Sachverhalt geschildert. Johannes Beus ist Suchmaschinenoptimierer-Urgestein und betreibt schon seit langen Jahren seinen SISTRIX-Blog. Grundlage seiner sachlichen und fundierten Beiträge ist ein eigener Datenbestand, den er seit Jahren pflegt. Auf Basis dieses Bestandes kann er Aussagen über die Entwicklung einzelner Websites in den SERPs machen. Seit Jahren veröffentlicht er einen monatlichen Index-Watch, in dem er die Top-Gewinner und -Verlierer auflistet.

Sogut, soweit. Nun waren unter den Top-Verlierern des Monats Januar (hier der Artikel) drei Projekte aufgelistet, die alle von der besagten Agentur Seoline „gepflegt“ werden. Kurze Zeit nach dem Posten hat Johannes die Namen der betreffenden Seiten in der Liste unkenntlich gemacht. Er ist damit einem Wunsch von Seoline nachgekommen – obwohl er sich damit  in den Verdacht begab, seine „nüchternen“ „sachlichen“ Statistiken zu manipulieren.

Russenlinks
Russenlinks

Grund für die Abmahnung sind nun einige (danach geschriebene) Kommentar zu diesen SISTRIX-Beitrag. Denn darin tauchte nun der Name besagter Agentur auf. Die Krönung war, dass die Verantwortliche einer der Verlierer-Seiten in einem Kommentar die Trennung von Seoline verkündete. In diesem Zusammenhang wurde auch von Russenlinks und „unsauberen“ SEO-Methoden gesprochen. Soweit zur Vorgeschichte – Falsch-Darstellungen bitte ich zu berichtigen.

Dass man bei Seoline über derart kritische Kommentare nicht gerade erfreut ist, dürfte klar sein. Aber anstatt mal darüber nachzudenken, warum es zu solchen Kommentaren kommt, hält hielt man es dort für intelligenter, die SISTRIX GmbH als Betreiber des Blogs abzumahnen. Man hat dort sicherlich einen besonders cleveren Rechtsanwalt an der Seite, der seit heute viel dazugelernt haben dürfte. Besonders bitter pikant: Die Seoline GmbH bietet als eine ihrer Kernkompetenzen „Online Reputation Management (ORM)“. Noch Fragen?

Das alles konnte man schon in zahlreichen anderen Blogs nachlesen. Warum noch ein Artikel dazu? Weil ich an dieser Sache drei Dinge bemerkenswert finde, die nicht ausreichend besprochen wurden.

Abmahnungen versus Community!

Verlierer
Verlierer

Die Heftigkeit der Reaktionen hat mich wirklich überrascht. Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Nachricht innerhalb weniger Stunden durch die gesamte SEO-Szene. Und genauso schnell wurden immer mehr recht unvorteilhafte Details über besagte Kölner Agentur öffentlich. Gestern noch konnten nur ein paar Insider etwas Schlechtes über Seoline sagen, heute kann es jeder. Ein astreines Beispiel für optimales Online-Diskreditationment. Es gibt einen Gewinner und einen Verlierer. Und Sistrix ist nicht der Verlierer…

Gewinner
Gewinner

In letzter Zeit gab es einige Abmahn-Fälle, die voll nach hinten losgingen (zuletzt zum Beispiel C&A gegen Adsense). Grund war eine starke Community, die in kürzester Zeit den Abmahner in Grund und Boden schreibt. Ich kann nur hoffen, dass auch kleinere Blogs in vergleichbaren Fällen eine vergleichbare Solidarität zu spüren bekommen zu Teil wird.

Gute SEOs gegen böse SEOs

Man kann die ganze Sache auch unter einem anderen Gesichtspunkt sehen: Die Seoline GmbH mahnt ab, weil sie sich als „böse oder schlechte“ Seo-Agentur diskreditiert fühlt. Womit man schnell in einer diffizilen und interessanten Fachdebatte über „gutes und schlechtes SEO“ steckt. Seoline operiert offenbar relativ „aggressiv“ im Backlink-Markt. Durch eine rasch wachsende Zahl von Backlinks konnte kann man wohl eine Site in kurzer Zeit bei bestimmten keywords nach oben pushen. Bekannt wurde diese Strategie deshalb, weil Google vor einiger Zeit Projekte mit „zu vielen“ Russenlinks abgestraft hatte. Wie oben geschildert waren einige Projekte von Seoline dabei. Meine Methode ist das nicht: ich halte mehr von intelligenter onpage-Optimierung und vor allem originellen und einzigartigen Inhalten. Nach meiner Überzeugung ist die beste Optimierung die, die extreme externe Verlinkung bewirkt – und nicht beschafft. Ich versuche mit dem Kopf zu arbeiten und nicht mit der Brieftasche. Aber natürlich weiß ich, das viele anders arbeiten.

SEO böse
SEO böse

Womit wir bei der spannenden Frage sind: Wer definiert, was „gute“ und was „schlechte“ Optimierung ist. Meine Antwort: Google! Was Erfolg hat, ist OK. Wenn mit welchen Tricks auch immer die Suchmaschine ausgetrickst wird, habe nicht ich, sondern Google ein Problem. Aber es scheint so, als würden sich viele zu Googles Anwalt machen, ohne das zu bemerken. Warum ereifern sich so viele, dass man nicht gegen Googles Richtlinien verstoßen dürfe? Also bitte: wenn es jemand macht, ist er doch kein Verbrecher! Da vermisse ich in einigen Beiträgen schon etwas Augenmaß.

Am Rande: Ich selber benutze nur die Strategien, von denen ich denke, dass sie langfristig erfolgreich sind – und vor allem kaum Risiken haben. Diese Backlink-Orgien würden mir den Schlaf rauben, wenn ich immer fürchten müsste, gekellert zu werden. Da backe ich lieber kleine Brötchen und sehe zu, wie es Monat für Monat langsam bergauf geht. Aber nochmal: Für mich sind das Geschäftsmodelle, die jeder betreiben soll, wie er es für richtig hält. Im Grunde nutzen doch fast alle SEOs Netzwerke, um an Backlinks zu kommen. Und ob selbst aufgebaute Netzwerke besser moralisch integerer sind als eingekaufte, wage ich zu bezweifeln. Die eigenen Netze sind nur besser kontrollierbar und vor allem: für google meist nicht durchschaubar. Die Kritik an den „bösen“ SEO-Methoden kommt mir daher teilweise etwas verlogen vor.

Kritikwürdig ist es allerdings, wenn man über den Umgang der Agentur mit dem Kunden liest. Man ist als Dienstleister natürlich in der Pflicht, die Wege der Optimierung und die damit verbundenen Risiken aufzuzeigen. Und wenn man sich aufgrund falschen Behauptungen und unterlassener Risiko-Aufklärung offensichtliche Wettbewerbsvorteile verschafft, dann muss man sich auch nicht wundern, wenn die Konkurrenz einen niederknüppelt, wenn man im Unterhemd aufs Rugbyfeld geht.

Es sind also nicht die SEO-Methoden, sondern die Geschäftspraktiken, die ich im Zusammenhang mit Seoline kritisieren würde. Ich sage würde, weil ich überhaupt noch nie eine Geschäftsbeziehung mit Seoline hatte. Wie komme ich also dazu, dass zu sagen? Ganz einfach: man liest es so und überall. Besonders drastisch sind natürlich die „Erfahrungsberichte“ von Kunden. Aber sind die tatsächlich echt? Womit ich zum dritten Punkt komme.

Abmahnung
Abmahnung

Kommentar-Verleumder – Wem kann man trauen?

Seit einiger Zeit beschleicht mich bei vielen Kommentaren der Verdacht, ob es sich um eine gezielte Falsch-Darstellung handelt. Nicht in meinem – zum Glück -, sondern in anderen Blogs. Mein Misstrauen wurde durch die  unsägliche Linkzar-Seite geweckt, auf der zahlreiche verleumderische Anspielungen unter offensichtlich falschem Namen gemacht wurden. Auch in den Kommentaren im o.g. Sistrix-Artikel tauchen wieder solchen „Anschwärzungen“ auf.

Verleumder
Verleumder

Bisher weitreichend bekannt sind ja die berühmten Kommentar-Spammer, die versuchen, billige Backlinks aus „höherwertigen“ Artikeln zu ziehen. Aber nun scheint einen neue Kategorie hinzu zu kommen: die Kommentar-Verleumder. Unter dem Vorwand, „schwarze Schafe“ und ihre Methoden bloß zu stellen, werden Behauptungen aufgestellt, die im Grunde für niemanden nachvollziehbar sind. Teilweise treffen sie aber tatsächlich auch ins Schwarze.

Richtig übel ist die Sache dadurch, dass unter falschem Namen agiert wird. Bei „Matt Cutts Comments“ ist das ja oft ganz lustig. Aber ein Opfer ist zum Beispiel Loewenherz, mit dessen Namen in einem gefakten Kommentar Sistrix-Projekte diskreditiert wurden.

Ich werfe diese Frage hier jetzt auf, weil ich wegen dieser Entwicklung etwas verunsichert bin, wer in dem Seoline-Zusammenhang eigentlich was gesagt hat. Sind die Erfahrungsberichte über Seoline echt? Was ist von solchen Meldungen zu halten: „Ich habe schlechte Erfahrungen mit Seoline, aber ich schreibe anonym, weil ich sonst Nachteile befürchte.“ – Im Grund nichts. Aber wenn ich mir überlege, worauf meine Kritik an Seoline beruht, dann steht dieser Artikel (vielleicht) doch auf wackeligen Füßen. Naja, ist Zeit, mal wieder zu malen …

Weiterführende Blogartikel

5 Gedanken zu „Seoline mahnt SISTRIX ab – SEO-Szene straft Seoline ab

  1. Morgen,

    ich muss sagen, ganz großes Lob! Ich habe lange keinen Beitrag mehr gelesen der es mir vom Schreibstil so angetan hat. Hat jetzt irgendwie voll Spaß gemacht den Beitrag zu lesen, obwohl die das ganze Thema ja bereits kenne.

    Sorry musste ich jetzt mal loswerden. :)

    Beste Grüße

    eisy

  2. Ja Dein Schreibstil gefällt mir auch gut – so kann es weiter gehen, hast nen neuen Feed-Leser ;-)

    Finde es allerdings insgesamt sehr irritierend, wie sich seit Monaten ein, warum auch immer (Neid, Schadenfreude, finanzielle Interessen oder vielleicht doch persönliche Betroffenheit?) so kollektiv aufgeregter, Blog-Mob zum Richter/Moralapostel im Namen von Google macht & subjektives öffentliches Anprangern kultiviert. Erinnert an die heiligen Kreuzzüge – nur diesmal im Namen des Google-Herrn :-(

  3. Vielen Dank für die warmen Worte.

    @eisey: ist nicht so schlimm :D

    @Frank: ich bin mir gar nicht sicher, wie viele das sind („Blog-Mob“). Im Grunde könnte es auch einer sein, der einfach nur komplettes Misstrauen säen will. Allerdings muss es jemand aus der Szene sein, weil er (sie?) sich oft recht gut auszukennen scheint.

  4. @ Martin

    Da könntest Du natürlich auch Recht haben?

    Hatte allerdings schon das „Gefühl“ (ohne es belegen zu können – da müsste ich ab Anfang 12/08 Blog-Posts recherchieren, dafür ist mir das Thema nicht relevant genug), dass da mehrere Personen ihr eher subjektives Mitteilungs-/Geltungsbedürfnis „etwas übertrieben“ online ausgelebt haben …

  5. Hallo Martin,

    dieser Artikel ist mittlerweile schon über ein Jahr alt. Letztes Jahr kannte ich diesen Blog hier leider noch nicht, sonst hätte ich diesen Artikel schon früher gelesen.

    Er ist wirklich gut geschrieben und es macht Spass ihn zu lesen. Die Abmahn-Problematik wirkt auf mich irgendwie zeitlos.

    Viele Grüße
    Jan

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