Google ehrt Keith Haring mit Graffiti-Doodle

Google ehrt Keith Haring mit Graffiti-Doodle

Keith Haring Doodle
Keith Haring Doodle

[Aktuell: Google ehrt Rembrandt van Rijn] … Der US-amerikanische Künstler Keith Haring wurde am 4. Mai 1958 in Pennsylvania geboren – vor 54 Jahren. Google ehrt den Künstler mit einem Doodle auf der Startseite. Das Doodle zeigt die die typischen Graffiti-Figuren, mit denen Haring weltberühmt wurde. Sein Leben lässt sich in sehr wenigen Sätzen zusammenfassen. Mit 19 Jahren ging er nach New York. Dort faszinierte ihn Graffity, und so wurde er zum Street-Artist. Der schwule Keith infizierte sich 1988 – mit 30 Jahren – mit Aids. Zwei Jahren später starb er an den Folgen der Immunschwäche-Krankheit…

Keith Haring
Keith Haring

Diese Kurzform wird dem Künstler Keith Haring aber nicht wirklich gerecht. Es ist der spezielle Kunst-Kontext des New York der 80er Jahre, die wesentlich zu seinem Erfolg beigetragen hat. Damals war New York der künstlerische Nabel der Welt. Es war im Grund eine gigantische, wilde Mega-Party, die sich zwischen den Dramen des Alltags (Drogen, Sex, Aids, etc.) und den Schwindel-erregenden Kaufsummen für Kunst bewegten. Es war ein Sumpf, in dem zahlreiche junge Künstler zu Superstars erhoben wurden, von denen viele den Versuchungen des Geldadels zum Opfer fielen.

Aber bevor ich weiter aus meiner Erinnerung wühle, hier zunächst das Doodle. Es zeigt die typischen Haring-Figuren, die das Google-Logo nachbilden:

Keith Haring Google Doodle
Keith Haring Google Doodle
"AndyMouse" von Keith Haring
„AndyMouse“ von Keith Haring

Doch weiter im Text… Es war die Zeit, in der Andy Warhol mit seiner New Yorker „Factory“ Kunst und Kommerz verzahnte. Popart wurde zur Massenware. Und Warhol adelte einem Menge junger Künstler durch Aufmerksamkeit, darunter auch den 25 jährigen Haring. Kurze Zeit später wurde der Straßenkünstler Haring, der bis dahin stilecht an Häuserwände gemalt hat, zum „richtigen“ Künstler. Er malte fortan seine Bildfiguren auf Leinwände, die so zur handelbaren Kunstware wurden. Die Sammler jener Tage hatten die Taschen voll Geld, und sie rissen sich um jeden aufstrebenden Künstler. Keith war schwul, was in der Szene jener Tage ebenfalls ein förderndes Element war.

Andy Warhol und Keith Haring
Andy Warhol und Keith Haring

Bildquelle: Andy Warhol and Keith Haring

Ich habe Ende der 80er Jahre mein Kunststudium begonnen. Und damals war die brodelnde Szene in New York ein wichtiges Orientierungsfeld für uns. Ich erinnere mich an Seminare mit dem Kunstwissenschaftler Max Faust (Chefredakteur des damaligen Kunst-Magazins Wolkenkratzer), der sich 1993 wegen seiner Aids-Erkrankung das Leben nahm.  Sein Freund war kurze zeit zuvor verstorben, und Max hat noch ein berührendes Buch über die Tragik jener wilden Tage geschrieben: „Dies alles gibt es also doch“ Wer tiefer in das Thema einsteigen möchte, dem sei das Buch sehr nahe gelegt.

Doch zurück zu Keith Haring. Wie gesagt, begann er das rauschende, aber auch kostspielige Leben zu lieben. Er eröffnete 1986 den „Pop Shop„, in dem er massenhaft seine schnell gemalten Bilder verjubelte. Seine Bilder wurden seit Mitte der 80er Jahre in zahlreichen Ausstellungen weltweit gezeigt. Natürlich war Aids in jenen Jahren ein sehr wichtiges Thema, und Keith engagierte sich schon vor seiner Erkrankung mit verschiedenen Aktionen gegen Aids. Man muss aus heutiger Sicht bedenken: damals war das Virus in den meisten Fällen noch tödlich. Hinzu kam ein Stigma: wer Aids hat, musste sich für sein Lotterleben schämen, so die weit verbreitete bürgerliche Meinung.

Keith Haring war schon ein bedeutender Künstler. Aber für mich verkörperter er, ebenso wie zum Beispiel Jean Michel Basquiat, das tragische Künstler-Party-Leben der wilden 80er Jahre in New York. Hier noch ein Video über ihn (1 von 5 Teilen).

Und abschließend wie immer noch das Video, das das Keith-Haring-Doodle dokumentiert:

Keith Haring Google Doodle“ (youTube)

Und wie immer bei den Künstler-Doodles noch ein Bild von mir :-)

Marilyn Giraffe (nach Andy Warhol)
Marilyn Giraffe (nach Andy Warhol)

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Weitere Künstler-Doodles

14 Gedanken zu „Google ehrt Keith Haring mit Graffiti-Doodle

  1. Das finde ich immer sehr interessant und spannend bei Deinen Artikeln zu Künstler-Doodles. Die Sicht des Künstlers auf den Künstler. Gerade weil Du da eigene Erfahrungen und Erlebnisse einbringen kannst. Davon lebt ein Blogartikel und nicht vom herunterbeten der Fakten aus der Wikipedia.

  2. Eigentlich unterscheidet sich diese Art Künstler also irgendwie nicht von heutigen Popsternchen?!

    Tja, und heute ist Kunst wieder besonders in. Siehe die aktuelle Versteigerung von gestern.

  3. Keith Haring ist sicherlich eine der einfachsten und doch zugleich einfallsreichsten Inspirationen. Ich wurde mit ihm nicht nur im Kunstunterricht konfrontiert, sondern es steht auch eine super Statue in Berlin und mein Toilettensitz ist in seinem Stil bedruckt. Schon verrückt.

  4. Da kann ich dem Ingo nur zustimmen!
    „Früher“ habe ich das Doodle höchsten gemouseovert (geiles Wort ^^) um zu sehen, wem oder was diese Ehre erteilt wurde.
    Mittlerweile klicke ich drauf, such nach deiner URL (was mit dem Autorenbildchen jetzt noch einfacher ist ;-) ) und lese mir deinen Artikel durch.
    Man weiß einfach vorher schon, dass man hier abseits der Fakten wirklich was dazu lernt!

    Dafür vielen Dank, Martin, und mach weiter so!!

    Beste Grüße und ein sonniges Wochenende,
    Jonas

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