Google Streetview kommt nach Deutschland
Google hat heute im offiziellem Blogpost angekündigt, dass Streetview noch in diesem Jahr auch in Deutschland freigeschaltet wird (siehe „Street View kommt noch dieses Jahr nach Deutschland„). Streetview ist bereits in vielen Ländern eingeführt, und offenbar nutzen es bereits viele, um eine Reise zu planen. In Deutschland hatte Google zunächst mit den Datenschützern zu kämpfen. Denn die wollten verhindern, dass das Persönlichkeitsrecht in der digitalen Bilderflut weggespült wird. Nun hat man sich geeinigt. Google hat für Streetview-Deutschland zusätzliche Software entwickelt, die besonders sicher beim Erkennen und Löschen von Gesichtern und Nummernschildern sein soll. Darüber hinaus kann jeder, der nicht sein Haus oder andere Grundstück abgebildet sehen möchte, einen Antrag auf Löschung stellen. Man muss sich allerdings sputen, die Frist für eine Löschung vor live-Schaltung läuft nur bis zum 15. September.
Was ist StreetView?
Wie so oft, hat Google eine nettes Animationsvideo erstellt, das im Kinderfilm-Gewand sehr unterhaltsam daherkommt: alles sieht kinderleicht und super-sicher aus. PR eben (logisch, dass man da keinen Horrorfilm ala Edgar-Wallace draus macht :D ), aber gut geeignet, um zu vermitteln, worum es geht:
Wo wird Streetview in Deutschland eingeführt?
Google Streetview wird zunächst 20 deutsche Städte zeigen: Berlin, Bielefeld, Bochum, Bonn, Bremen, Dortmund, Dresden, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Frankfurt am Main, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, Mannheim, München, Nürnberg, Stuttgart und Wuppertal. Offenbar hat Google diese Städte mittlerweile komplett digitalisiert – zur Zeit arbeitet man an der Bearbeitung der Daten.
Möglichkeiten des Einspruchs
In der nächsten Woche wird unter google.de/streetview (also die deutsche Streetview-Seite) eine „Meldefunktion“ freigeschaltet, unter der man dann einen Antrag stellen kann, dass das eigene Haus oder Grundstück unkenntlich gemacht werden soll. Ich bin mal gespannt, wie viele Leute das nutzen werden. Voraussetzung ist aber natürlich, dass man das überhaupt weiß. Wie ich meine Mutter kenne, würde sie den Antrag sofort stellen – wenn sie einen Computer hätte… Naja, wird vermutlich auch noch in den Fernseh-Nachrichten und Zeitungen einen Aufruf Info geben.
Hier eine offizielle Passage von Google zu dem Thema:
Wie kann ich widersprechen?
Wenn Sie Informationen darüber wünschen, wie Sie gegen die Veröffentlichung eines bestimmten Bildes in Street View widersprechen können, senden Sie bitte der zuständigen Google Inc. eine E-Mail mit Ihrem Absender an
streetview-deutschland@google.com,oder schreiben Sie der Google Inc. unter der Adresse:
Google Germany GmbH
betr.: Street View
ABC-Straße 19
20354 Hamburg.
Die Google Germany GmbH wird die Nachricht an die Google Inc. weiterleiten.
Die Passage stammt aus dem Text „Street View Datenschutz und rechtliche Fragen„. Ich kann nur empfehlen, den Text zu lesen. Zum Beispiel gilt das „Widerspruchsrecht“ nicht nur für Haus- und Wohnungseigentümer, sondern auch für Mieter. Ich ahne jetzt schon, dass das ein heilloses Durcheinander wird: im Prinzip müsste man bei jedem Umzug neu beantragen, dass die entsprechenden Bilder unkenntlich gemacht werden. Wie lange das dann in der Realität dauert, wird man sehen…
Wenn Streetview dann live ist, und man etwas „Problematisches“ entdeckt, kann man das sehr schnell und einfach melden:
Gehen Sie wie folgt vor, wenn Sie in Street View ein Bild mit unerwünschtem Inhalt gefunden haben:
- Rufen Sie das entsprechende Bild in Street View auf.
- Klicken Sie auf Ein Problem melden am linken unteren Rand des Bildfensters.
- Füllen Sie das Formular aus und klicken Sie auf „Übermitteln“.
Das war es auch schon. Wir werden Ihre Meldung umgehend bearbeiten.
Google Streetview – toller Fortschritt oder bedenklicher Eingriff?
Ich habe in diesem Artikel nun relativ viel Gewicht auf die „Widerrufsmöglichkeiten“ gelegt. Allerdings bin ich ja doch von Streetview als technisches Feature begeistert. Es ist schon verblüffend, wenn man sich in dieses „Reality-Game“ hinein begibt und zum Beispiel Orte besucht, in denen man mal als Kind war und zu denen man eigentlich aus Zeitgründen nie fahren würde. Oder einfach mal zu checken, wie es in einer Stadt aussieht, selbst wenn man gar nicht hinfahren möchte. Ich fahre zum Beispiel gerne mit Streetview in Holland spazieren. Das hat irgendwie was…
Was mich besonders interessiert, sind allerdings die Fotos von Usern, die man dort hinzufügen kann. Das sind schon häufig wirklich sehenswerte Ansichten bzw Bilder dabei. (Btw: Ich müsste mal untersuchen, wie diese Bilder eigentlich in der Bildersuche behandelt werden…)
Wie so oft bei neuen digitalen Entwicklungen kollidieren bei StreetView zwei Sichtweisen: aus Sicht des Benutzers finde ich das Feature wirklich interessant und unterhaltsam, zuweilen sogar informativ. Aber aus Sicht des Benutzten kann ich die Bedenken absolut nachvollziehen. Ich finde, wie immer gilt: Neuerungen ja, aber nicht zulasten der Persönlichkeitsrechte…
Das schreiben andere
- GoogleWatchBlog: „Google Street View startet noch 2010 in Deutschland„
- BasicThinking: „Endlich: Google Street View nun auch in Deutschland – vorerst aber nur in Großstädten„
- YuccaTree: „Google Streetview Deutschland startet noch dieses Jahr„
8 Gedanken zu „Google Streetview kommt nach Deutschland“
Moin Martin,
also ich freue mich das Streetview endlich nach Deutschland kommt (Schade, Merseburg ist nicht dabei ;] …). Nein mal ehrlich, ich finde die Idee und das System von Streetview sehr angenehm, was gibt es schöneres als Hotels in anderen Städten vorab zu checken. Nach einiger Zeit in der Reisebranche weiß man einfach wie extrem Hotelbilder gestellt und verändert werden, da kommt einem Streetview schon sehr gelegen. Und so eine kleine Rundreise durch Paris und London an einem verregnetem Sonntag vor dem heimischen Bildschirm kann auch sehr lustig sein :)
Ich finde Google Streetview klasse. Man sollte sich da nicht so anstellen. Man kann sein Haus ja auspixeln lassen, so lange man glaub ich innerhalb der nächsten 4 Wochen ein Widerruf einreicht.
Ich finde das System gut. Hoffe doch, daß bald mehrere Städte Deutschlands dort zu sehen sein werden.
Was noch niemand diskutiert ist folgendes: Google nutzt von Webseitenbetreibern auch die Providerdaten und die Daten der Registrierungsbehörde Denic als Rankingfaktor einer Webseite in den organischen Suchergebnissen. Was nun, wenn ich aus Gründen der deutschen Neidkultur nicht möchte, daß Kunden mein Haus, mein Pool und mein Pferd zu sehen bekommen und ich Google auffordere die Ansicht meines Hauses zu pixeln? Wird mein Verhalten ein negativer Rankingfaktor für meine Seiten? Google weiß schließlich auch über die Webmastertools und über Google-Maps ganz genau wer da widerspricht.
Obwohl Google es bestreitet werden manche Seiten von großen Adwordskunden zu relevanten Suchbegriffen (Keywords) NICHT in den „normalen“ Suchergebnissen gezeigt. Warum auch? Wenn ein Webseitenbetreiber regelmäßig dafür bezahlt rechts in den Adwords plaziert zu stehen, wäre es für Google ja kontraproduktiv wenn der gleiche Webseitenbetreiber in der organischen Suche weit vorn steht. Denn dann muß er ja keine Adwords mehr buchen. Möglicherweise werden die SERPS hier also von Hand „korrigiert“.
Bei mir Gott sei Dank nicht mehr der Fall, aber was ist wenn ein Freelancer in einem Mietshaus mit mehreren Mietparteien sein stilles Gewerbe (z.Bsp. SEO) ausübt und Google unter dieser Adresse bekannt ist. Ein Nachbar möchte aber nicht, daß dieses Haus in Street View gezeigt wird. Somit wird die Ansicht gepixelt. Der Freelancer kann nichts dagegen tun und wird möglicherweise mit negativen Rankingfaktoren belegt.
Was meint ihr? Schwarzmalerei oder mögliches Szenario?
Übrigens ist es sehr einfach, die eigene Immobilie schwärzen zu lassen.
Es ist schon befremdlich still geworden um Wikileaks und Julian Assange. Könnte natürlich auch sein, dass da im Background einge Deals abgelaufen sind. Geld, Straffreiheit bei der Vergewaltigungsgeschichte, einen gewissen Status, wie ihn nur Länder verleihen können, wer weiss? Jedenfalls fällt auf, dass nach dem anfänglichen weltweiten Hype, der seinesgleichen suchte, nunmehr gegen Null tendiert. Grüße aus Berlin
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