Ist Linkbuilding gleich Blackhat? Kritische Analyse der Google-Richtlinien
Im Zuge des Pinguin- und Panda-Updates hat Google eindrucksvoll unterstrichen, dass man gewillt ist, die eigenen „Qualitätsrichtlinien“ durchzusetzen. In dem Zusammenhang erinnere ich an die Blauen Briefe, die Google seit Anfang des Jahres verschickt. Beim Thema Suchmaschinenoptimierung kommt den Backlinks eine besondere Bedeutung zu. Backlinks sind nach wie vor von großer Bedeutung für die Positionen im Ranking. Aber aktives Setzen von Links zum Zwecke der Verbesserung bei der Suchmaschinenplatzierung ist laut Google nicht gestattet. Da frage ich mich nun: ist Linkbuilding prinzipiell Blackhat? Also ein Verstoß gegen Googles Vorgaben?
Was liegt näher, als mal bei Google nachzulesen. Im Folgenden eine kommentierte Version der Google-Richtlinien (Thema „Linktauschprogramme„):
Der Rang Ihrer Website in den Suchergebnissen von Google basiert zum Teil auf einer Analyse der Websites, von der Links auf Ihre Website verweisen. Die Quantität, Qualität und Relevanz dieser Links fließen in das Ranking Ihrer Website ein. Die Websites, die Links zu Ihrer Website bereitstellen, können auf den Inhalt Ihrer Website sowie deren Qualität und Popularität schließen lassen.
So ist es …
Alle Links, die das Ranking einer Website in den Google-Suchergebnissen beeinflussen sollen, können als Teil eines Linktauschprogramms betrachtet werden. Dazu gehören alle Maßnahmen, mit denen Links zu Ihrer Website oder ausgehende Links von Ihrer Website manipuliert werden. Die Manipulation dieser Links kann sich auf die Qualität Ihrer Suchergebnisse auswirken und wird daher als Verstoß gegen unsere Richtlinien für Webmaster betrachtet.
„… können als Teil eines Linktauschprogramms betrachtet werden„. Eben, „können„. Was sind das für Richtlinien, wenn alles hätte, wenn und aber ist? Weiter im Text:
Die Manipulation dieser Links kann sich auf die Qualität Ihrer Suchergebnisse auswirken und wird daher als Verstoß gegen unsere Richtlinien für Webmaster betrachtet.
Soweit, so klar…
Im Folgenden finden Sie Beispiele für Linktauschprogramme, die sich negativ auf das Ranking einer Website in den Suchergebnissen auswirken können:
Warum nur Linktauschprogramme? Was ist mit gekauften Links? Die Begrifflichkeit scheint missverständlich, klärt sich aber im folgenden Absatz.
- Kauf oder Verkauf von Links, die PageRank weitergeben. Dazu gehören der Austausch von Geld für Links oder Posts, die Links enthalten, sowie der Austausch von Waren oder Dienstleistungen für Links. Darüber hinaus zählt dazu auch das Senden „kostenloser“ Produkte, wenn Nutzer im Gegenzug etwas darüber schreiben und einen Link einfügen.
- Übermäßiger Linkaustausch („Ich verlinke zu dir und du verlinkst zu mir“)
- Verlinkung zu Web-Spammern oder Websites ohne Bezug zur eigenen Website mit der Absicht, den PageRank zu manipulieren.
- Erstellen von Partnerseiten zu dem ausschließlichen Zweck der gegenseitigen Verlinkung
- Verwendung automatisierter Programme oder Dienste zum Erstellen von Links zu Ihrer Website
Hier sind einige Beispiele für unnatürliche Links, die gegen unsere Richtlinien verstoßen:
- Textanzeigen, die PageRank weitergeben
Textanzeigen? Gemeint sind vermutlich Textlinks, für die man Geld bekommt. Aber auch hier sind die Grenzen extrem schwammig. Was, wenn ich über eine Firma schreibe, die möglicherweise auch Links kauft? Darf ich die dann nicht verlinken?
- Links, die in Artikeln ohne richtigen Zusammenhang eingefügt werden, z. B.:
Die meisten Menschen schlafen nachts. Sie können günstige Decken im Geschäft kaufen. Eine Decke hält Sie nachts warm. Sie können auch ein Heizgerät kaufen. Es erzeugt mehr Wärme und Sie können es im Sommer einfach abschalten, wenn Sie in den Frankreich-Urlaub fahren.
Das ist aus meiner Sicht der erste Hinweis, der konkret und nachvollziehbar ist. Aber inzwischen wissen alle: wer solche Texte schreibt, ist als Linkbuilder eine Vollniete :-)
- Links zu Verzeichnissen oder Lesezeichen-Websites von niedriger Qualität
Wer definiert „Qualität„? Letztlich Google. Nur wie findet man heraus, wie Google die Qualität eines Bookmark-Systems einstuft? Und was, wenn ein solches System dann plötzlich abgewertet wird? Muss man dann diese Links entfernen? Letztlich heißt diese Passage im Umkehrschluss: Aktives Verlinken eigener Seiten (oder Kundenseiten) aus Verzeichnissen und Bookmark-Systemen ist gestattet. Nur hochwertig sollten sie sein.
- Links innerhalb von Widgets, die über verschiedene Websites verteilt sind, z. B.:
Besucher dieser Seite: 1.472
Autoversicherung
Das scheint klar zu sein – aber auch hier wieder: es gibt massenhafte Beispiele, wo Google diese Richtlinie nicht umsetzt. Als Beispiel seien die ganzen WordPress-Themes genannt. Im Extrembeispiel bekam ein unbekannter kleiner Blog im vergangen Jahr einen PR von 8, weil sein Theme in einer PR-9 Seite benutzt wurde. Und natürlich hatte der Ersteller im Footer seines Blogthemes den (follow) Link zu seiner Homepage untergebracht.
- Weit verteilte Links in den Fußzeilen verschiedener Websites
Hehe, „in den Fußzeilen…“ – wer macht denn sowas? Und was ist mit der Blogroll? Darf man die überhaupt noch nutzen? Muss die in der Sidebar sein? Was ist, wenn man die Links aus der Fußzeile einfach in die Sidebar setzt? Auch diese Passage zeigt, dass die Richtlinien letztlich nichtssagend sind.
- Forumkommentare mit optimierten Links im Post oder in der Signatur, z. B.:
Danke für die tollen Infos!
– Paul
Pauls Pizza Berlin Pizza Beste Pizza in Berlin
Soll das Beispiel drei mal auf die gleiche Domain verweisen? Welcher Forenbetreiber würde das denn zulassen? Ich gebe zu: das Beispiel ist klar, aber der Anwendungsfall so selten, dass ich ihn fast ausschließen würde.
Weiter heißt es dann:
Beachten Sie, dass PPC-Werbelinks (Pay-per-Click), die keinen PageRank an den Käufer der Anzeige weitergeben, nicht gegen unsere Richtlinien verstoßen. Sie können die Weitergabe von PageRank auf verschiedene Arten verhindern, darunter:
Auch Werbelinks sind gestattet, wenn sie nofollow sind. Das geht so:
- Hinzufügen des Attributs rel=“nofollow“ zum
<a>
-Tag - Weiterleiten der Links zu einer Zwischenseite, die über die robots.txt-Datei für Suchmaschinen gesperrt ist
Man darf also auf Seiten verlinken, die per robots.txt für Google gesperrt sind? Wie lange eine Seite aber per robots.txt gesperrt ist, steht da nicht. Was passiert, wenn der Webmaster die Robots.txt ändert? Ist der gesetzte Link dann schlecht?
Abschließend weist Google im Text darauf hin, dass man doch gute und interessante Inhalte anbieten solle. Denn die würden von alleine verlinkt.
Fazit: die Google-Richtlinien sind völlig schwammig
Jeder normale Link „manipuliert“ die Suchergebnisse – völlig unabhängig von der Frage, warum er gesetzt wurde. Anfangs hatte ich gefragt, ob nicht im Zuge der aktuellen Google-Kommunikation der Eindruck erweckt wird, als sei Linkbuilding grundsätzlich Blackhat. Ein Klärung sollten die Webmaster-Richtlinien bieten. Aber in meinen Augen ist das Gegenteil der Fall. Das ist alles derartig schwammig, dass man eigentlich nur eines daraus ablesen kann: Linkbuilding ist völlig in Ordnung, solange die Links „nicht zum Zwecke“ der Suchmaschinen-Manipulation gesetzt werden. Nur: warum ich einen Link setzte, kann niemand wissen, und am wenigsten Google.
Folglich geht es also eigentlich nur darum, Google Signale zu senden, die über die eigene Motivation Auskunft geben. Anders gesagt: erkläre, warum Du einen Link setzt. Dann ist alles OK…
Oder wie seht ihr das?
34 Gedanken zu „Ist Linkbuilding gleich Blackhat? Kritische Analyse der Google-Richtlinien“
vielleicht muss man ja bald Anträge inkl. Motivationsschreiben stellen ob man einen Link setzen darf oder nicht…
hehe, genau, ein „Link Anmelden Tool“ in den Webmaster-Tools :D
Da ist der Händlerbund ja geradezu Vorreiter :-)
Aus seinen rechtlichen Hinweisen: „Linksetzungen, welche auf die Inhalte der vorliegenden Website verweisen, bedürfen der Zustimmung des Anbieters. Eine solche Zustimmung ist bei jeder grundlegenden Veränderung des Inhaltes der Webseite, von welcher die Verlinkung erfolgt, neu zu beantragen, sie kann jederzeit formlos widerrufen werden.“
siehe auch http://goo.gl/SBPUL
@Marcel
Hat dein Profilbild eine tiefere Bedeutung oder ist es Zufall, dass du dir den White Hat aufgezogen hast?
Mein Vorschlag: Links sind ab heute kein Kriterium mehr für das Ranking. Nach meiner Meinung schneidet sich hier Google zum Teil selbst ins eigene Fleisch. Wenn ich eine Rezension (ganz freiwillig) über einen Freizeitpark schreibe und ich setze einen Link (dofollow) zu diesen, mache ich mich damit schon strafbar bei Google ? Durch die schwammigen Richtlinien ist es eigentlich kein Wunder, das der Linkgeiz in letzter Zeit immer mehr zunimmt.
Naja, das haben wir ja schon oft diskutiert. Google hat einfach zu wenig Signale außerhalb der Links, um vernünftige Ergebnisse zustande zu bringen. Google+ ist noch nicht repräsentativ, Twitter dürfen sie nicht, facebook wollen sie nicht, und semantische Analyse können sie nicht. Also: Google ist auf die Links angeweisen.
Natürlich ist Google darauf angewiesen und daran wird sich auch in Zukunft nichts groß ändern. Aber dieses ständige hin-und-her geht einen auch irgendwann einmal auf die Nerven. Mal wird eine Seite abgestraft, mal wiederum nicht und dass obwohl es viele Seiten im Netz gibt, die Top-Positionen bei hoch-frequentierten Begriffe haben, wo es offensichtlich ist, das diese Links eingekauft haben.
Wenn ich Google wäre, würde ich das genau so machen.
Eine schwammige Richtlinie mit der sehr konkreten Aussage: Versuche nicht, mich hinters Licht zu führen.
Bei einer klaren Grenze, würde jder SEO genau bis da gehen (wvtl ein bißchen drüber).
Bei einer schwammigen Aussagen ist man mit der SEO vorsichtig und bleibt im Zweifelsfall drunter.
Vor allem kann es keine Beschwerden geben, wenn demnächst Pan-Zebra zuschlägt und das nächste Fett von der Suppe abschöpft.
Oder alle Links mit Fußnoten versehen, und dann die Motivation erklären.
¹ dieser Link wurde gesetzt, weil er Voraussetzung für ein Gewinnspiel ist
² der Link ist für meinenen Lieblings-Onkel, der einen tollen Garten hat
³ dieser Link ist eine weiterführende Information zum Thema „Schwarzer Hut“
…
Aber ob Google das dann auch versteht?
Klingt gut :-)
Diese „Richtlinien“ sind doch nur dazu da, um jegliche Beschwerden abzuschmettern mit „Verstoss gegen die Richtlinien“ mit Sachverstand haben ein Grossteil dieser Richtlinien nichts zu tun, wie Du es gut bewiesen hast.
Ich fürchte, du machst dir da Gedanken über ein Thema, mit dem Google selbst völlig überfordert ist.
Jeder Link, der aus einem redaktionellem Zusammenhang eines fachlich fundierten und qualitativ hochwertigem Inhalt aus dem jeweiligen Kontext heraus auf einen anderen fachlich fundierten und qualitativ hochwertigen Inhalt verweist, ist erwünscht. Alle anderen Links können wohl kaum ein sinnvolles Rankingsignal absondern. Das ist ganz einfach und jeder (Mensch) erkennt solche Links auf Anhieb.
Die Intention hinter einer Verlinkung bleibt aber wohl nur dem Linksetzer bekannt. Bis Google mit dieser Gehirnbrille rauskommt. Danach kann Google auch das messen ;-)
Viele Grüße
Sasa
Du meinst, alles was nicht themenrelevant ist, wird von Google potentiell abgestraft? Bzw: wenn man einen guten Artikel hat, darf man Linkbuilding betreiben? Für mich bleiben alle Argumentationen, die auf (vermeintlicher) Qualität basieren, auf halbem Wege stecken. Google kann Qualität nicht erkennen, sondern nur schlussfolgern, und zwar zu einem nicht unerheblichen Teil eben aus Backlinks.
Das beste ist die anzeige von Google unter deinem Artikel: Qualitäts-backlinks von Experten kaufen.
Also sagen die Google Richtlinien genauso viel aus wie dieser Text. Nämlich eigentlich nichts.
:-) So kann man das sehen.
Man könnte aber auch sagen, dass es Sinn macht, sich selber zum Thema Linkbuilding zu positionieren. Und nach den ganzen Updates sowieso…
Für mich ist es nach dem erneuten Durchlesen klar geworden, dass es beim Linkbuiling vor allem darum geht, einen Link – für Google bzw. aus Google Sicht – plausibel zu machen. Wenn das gelingt, ist es im Grunde egal, wohin er geht oder ob er bezahlt ist.
solange die Google-Pfeifen hochwertige Webseiten schlecht ranken, nur weil in der Vergangenheit schlechte Links gesetzt wurden, (weil man nur so Google effizient zeigen konnte), dass eine Seite hochwertig ist zwischen all dem Spam. Solange hat Google ein Problem nämlich ein Qualitätsproblem. Die Jungs strengen sich ja an, aber die schwammigen Richtlinie sind wohl die Erklärung, warum all die Updates halt kleine Nischen-Fachseiten abschießen nicht aber zalando & do.
So ganz kann ich Sasa noch nicht zustimmen. Immerhin funktionieren auch Footer-Links noch gut. Auch wenn Google sie für absoluten Blödsinn hält, es funktioniert. Ich glaube vielmehr, dass man von jedem etwas haben kann. Der Mix macht es aus. Hat man zu viel von dem einen, z. B. Bookmarks, dann wirkt sich das negativ aus.
Allerdings glaube ich auch, dass Google Links die von thematisch passenden Inhalten stammen besser bewertet. In den Richtlinien find ich schön, dass man ständig nofollow-Links setzen kann, weil diese ja nicht den PR beeinflussen. Ich dachte immer der PR wäre tot ;) So tot scheint er dann ja doch nicht zu sein.
Ich denke, Google nutzt den pageRank für die Kommunikation, um zu sagen, dass etwas (!?) durch den Link hindurchfließt. Neben dem pageRank kann das natürlich noch viel mehr sein (Authority, Trust, etc…).
Tja, ich würde nicht so weit gehen, dass als Blackhat zu bezeichnen. Vielmehr sind Links ein Belohnungssystem. Meine Meinung dazu findest Du hier: http://www.klick-it.de/seo-allgemein/verlinkung-ist-ein-belohnungssystem.html
Da muss ich auch Sabrina zustimmen. PR kommt in den Richtlinien definitiv noch zu oft vor ;)
Aber andererseits, der Vergleich mit dem Link auf den Kumpel… Wenn man sich mit dem Thematik beschäftigt, verpasst man seinen Kumpel einen nofollow-Link. Wenn ich mich mit SEO nicht auskenne, dann ist es auch egal, ob der Link follow ist und ich meiner Seite damit keinen Gefallen tue. Oder? ;)
Und was den “Zweck” einer Website angeht. Ich glaube schon, dass Google das etwas nachvollziehen kann. Schau Dir doch nur mal die 08/15-Blogs an, die nur für den Zweck des Linkverkaufs o.ä. aufgebaut wurden. Manche senden da klare Signale. Sei es das Bild im Impressum, keine Kommentare/Social Signal/Mentions, kein Analytics/WMT, keinen thematischen Fokus. Ich glaube schon, dass Google dieses Schema erkennt und einen Sinn im Zweck der Seite findet.
Nichtsdestotrotz hast Du natürlich Recht, Martin. Die Richtlinien sind zu schwammig, aber so bleibt das Ganze im Bereich des Ermessens bei Big G. Es sind ja auch „Richtlinien“ keine Regeln oder Gesetze.
Danke für den Artikel
André
@Sasa Wenn man das aber konsequent durchdenkt, dann dürften nur Seiten thematisch relevant sein, die zu diesem Thema in der Top 10 – Top X zu finden sind.
Also müßte Google Karls Algo zu Rate ziehen und jede Seite nach diesen Werten einstufen. Ergo, alles außerhalb der Top 10 hat nur wenig thematische Relevanz und der Link ist nichts wert?
Ansonsten würde ich sagen: Nebelkerze deluxe mit vielen Möglichkeiten und wenig Einschränkungen.
Schildkröten kann man immer verlinken (Punkt)!
Ich würde sagen: Schildkröten muss man verlinken (Steht in den Webmasterrichtlinien zwischen den Zeilen ;-))…
Genau das erreicht, was sie erreichen wollen. Sie haben Richtlinien die nichts aussagen und Google kann sie so drehen, wie es ihnen in den Sinn kommt. Was will man denn als Suchmaschine mehr? :)
So ist es Diana , immer schön alle Türen offen halten :D
Das Problem haben denke ich mal die meisten Blogs, die sich mit Produkt Tests beschäftigt haben. Das war aber schon immer eine Grauzone . ich finde das von Google richtig so
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