Mit einem simplen DC-Trick zum Doppelranking
Vor zwei Wochen hatte ich in diesem Blogartikel beschrieben, das ein guter und ausführlicher Artikel noch lange kein gutes Ranking nach sich zieht. In Erwartung eines Google Doodle hatte ich einen Artikel über den Naturforscher Jan Swammerdam geschrieben, der dank des Mikroskops die Blutzellen entdeckte (btw: das Doodle kam nicht, aber egal). Der ursprüngliche Artikel auf meiner nagelneuen Seite Blutwert.net kam nicht in die Rankings zu „Jan Swammerdam“, also hatte ich den Artikel 1zu1 kopiert und auf der Seite alten, gut etablierten Seite Erythrozyten.net veröffentlicht. Mit dem Ergebnis, das der Artikel innerhalb weniger Stunden auf Position 3 rankte.
Nun lag der identische Artikel also auf zwei Domains. Ich habe das in den folgenden Tagen beobachtet – und es stellte sich ein, was bei Duplicate Content irgendwie naheliegend ist: in den Rankings tauchte plötzlich auch der Blutwert-Artikel auf. Immer nur für ein paar Minuten oder auch mal Stunden, aber immerhin. Google hatte offensichtlich erkannt, dass es der gleiche Artikel ist. Ich vermute, dass der Google-Algorithmus testen wollte, welche der beiden Domains letztlich als Linkziel besser geeignet ist.
Bei meinen Stichproben war der Erythrozyten-Artikel insgesamt deutlich häufiger vorne. Soweit so gut.
Der Anschluss-Test
Nach einigen Nachdenken darüber kam mir dann natürlich sofort ein „Anschluss-Test“ in den Sinn. Was passiert, wenn ich einen der Artikel jetzt verändere?
Ich habe daher gestern den Erythrozyten-Artikel grundlegend überarbeitet. Ungefähr die Hälfte des Textes habe ich gelöscht, so dass er sich nun wesentlich kompakter liest. Die verbliebene Hälfte der Informationen habe ich umgeschrieben. So habe viele Formulieren an die gekürzte Textlänge angepasst und die Reihenfolge der Informationen modifiziert. Insgesamt würde ich sagen: der „inhaltliche Gehalt“ beträgt nur noch rund 2/3 des Ursprungstextes.
Abschließend habe ich noch ein neues Bild erzeugt und in den gekürzten Erythrozyten-Artikel eingefügt: die Photoshop-Bildmontage zeigt, wie das von Swammerdam seinerzeit mikroskopierte Froschblut wohl ausgesehen haben könnte. Ist natürlich spekulativ, aber was solls? Ich habe es versucht – und der Artikel hat dadurch ein eigene, originäre Bild, dass keine andere Website dieser Welt hat :-)
So, das ist also die Ausgangssituation:
- auf Blutwert.net ein ausführlicher Artikel über Swammerdam. Die Kopie davon rankt bei Google auf Pos. 3.
- Eine gekürzte Artikelversion, ca. 2/3 des inhaltlichen Umfangs, ergänzt durch ein uniques, keywordrelevantes Bild.
Was passiert wohl?
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Seit heute früh ranken nun beide Artikel. Der Erythrozyten-Artikel liegt weiter auf Position 3. Neu hinzugekommen ist nun der Blutwert-Artikel, der nun auf Position 5 liegt.
Warum ist das so?
Es liegt nahe, dass Google die anfangs vermutete Artikelqualität durch das Ranking des kopierten Artikels bestätigen konnte. Da nun dieser Artikel nicht mehr als Kopie vorhanden ist, rankt also der Artikel, der nun völlig zurecht auf die Originalseite verlinkt.
Neu ist im Grunde der überarbeitete Erythrozyten-Artikel. Obwohl er inhaltlich gekürzt ist, liegt er vor dem Blutwert-Artikel.
Das könnte nun drei Ursachen haben:
- Entweder ist bei dem Keyword ein kürzerer, kompakterer Text von Vorteil.
- Oder die Erythrozyten-Domain kann ihren wesentlich höheren Autoritätsbonus einbringen, was auch einem weniger gehaltvollen Artikel mehr Ranking-Punkte bringt.
- Oder es ist das eine, neue Bild, was noch einen Freshness-Bonus besitzt, der dem Artikel nützt.
Die Entwicklung der Rankings der beiden Artikel in den nächsten Tagen und Wochen wird möglicherweise etwas zur Klärung beitragen.
Einsteilen kann man jedoch feststellen, dass das irgendwie – anfangs völlig unbeabsichtigt – ein feiner Trick ist, um gute Artikel auf neuen, schwachen Domains auf vordere Rankings zu bekommen. Als positiver Nebeneffekt hat man dabei sogar ein Doppelranking gewonnen. Ich habe das noch mal in einer Grafik zusammengefasst:
Ok, das Ganze lässt sich natürlich schwerlich als garantiert funktionierende Strategie verkaufen. Im genannten Beispiel handelt es sich um ein recht schwaches Keyword mit kaum Wettbewerb. Aber über die Methode nachdenken kann man schon mal …
Btw: Das Ganze funktioniert natürlich nur,wenn man mehrere Domains hat, von denen sich einige aufgrund guter Inhalte im Laufe der Jahre gewachsen sind. Wenn man durch hilfreiche Inhalte von alleine verlinkt wird (also ohne eigenes Zutun, sog. „Überraschungslinks“), dann kann man diese „Domain-Power“ offenbar auch nutzen, um einer neuen Domain damit auf die Sprünge zu helfen.
Fazit: Was folgt daraus?
- Es ist immer gut, mehrere Domains zu haben.
- Wenn die Domains thematische Schnittmengen haben, um so besser.
- Eine starke Domain kann einer schwachen helfen – und am Ende selber davon profitieren.
- Das Ganze funktioniert nur dann, wenn die Artikelqualität so gut ist, dass die User-Signale dem Algorithmus zeigen, dass dieser Artikel auf vordere Platzierungen gehört.
Damit wächst aber auch die Verantwortung für den Website-Betreiber. Denn theoretisch könnte man so auch falsche Informationen verbreiten. Wenn mehrere der Top-Ergebnisse letztlich alle auf dem gleichen „Wissenspool“ basieren – und hier ein Falschinformation einfließt, dann verbreitet sich diese Falschaussage natürlich auch durch die Mehrfach-Rankings. Wer diese Methode zu bespielen weiß, muss sich dieser Verantwortung bewusst sein und entsprechend sauberer und gründlicher recherchieren.
Wie seht ihr das? Habt ihr schon mal vergleichbare Beobachtungen gemacht?
Die beiden Artikel-Versionen kann man hier vergleichen:
- Jan Swammerdam (Blutwert.net) – Original-Version
- Jan Swammerdam (Erythrozyten.net) – gekürzte, umgeschriebene Version
20 Gedanken zu „Mit einem simplen DC-Trick zum Doppelranking“
Mich würde mal noch interessieren, ob du die beiden Seiten oder die beiden Artikel irgenwie miteinander verlinkt hast? Also Seite A mit Seite B?
Ah, ja, gute Frage. In der 1zu1-Kopie stand unten der Hinweis: „Dieser Artikel wurde zuerst auf Blutwert.net veröffentlicht“ und der Artikel war verlinkt – natürlich follow, weil er ja von mir war und ich an der Qualität keinen Zweifel habe :-)
Nach dem Ändern ist der Blutwert-Artikel jetzt nur noch als eine von mehreren externen Links angegeben.
Vom ursprünglichen Blutwert-Artikel geht kein Link zu der Kopie-Seite.
Ist vielleicht auch ein Kriterium, wobei in deinem Fall, dann das Ranking eher andersrum gewesen sein müsste.
ja, wird mit reinspielen. Aber das zeigt dann auch, dass die Domain-Autorität an sich viel mehr Wumms hat als ein einfacher Link :-)
Andererseits: mal abwarten. Links entfalten ihre Wirkung ja oft auch erst nach ein paar Tagen oder Wochen …
Ähnliche Erfahrungen habe ich auch schon gemacht. Ich glaube uebrigens, dass es der zweite der drei gründe ist.
Hi Martin,
auf beiden Seiten führt der Link zum Deutschen Museum auf eine 404-Seite. Vielleicht willst du das korrigieren.
Bildbeschreibung: Mikroskop von Antoni van Leeuwenhoek
Bildquelle: Deutsches Museum
Oha, danke. Habs korrigiert.
Bei meiner Seite ist es ähnlich. Der Originalartikel rankt aut Platz 20. Auf einer anderen Seite liegt der geänderte kürzere Artikel auf Platz 12.
Interessanter Beitrag.
Was mich wundert, ist die Tatsache, dass Deine beiden Artikel als Duplicate Content auf beiden Seiten gut ranken. Möglicherweise ist der Algorithmus von Google doch nicht so ausgereift, dass er den veröffentlichten Artikel gleich als Kopie erkennt. Trotzdem denke ich, dass man daraus keinesfalls eine Regel ableiten sollte.
SG
Mich würde noch der zeitliche Zusammenhang interessieren. Wie lange war der duplizierte Artikel online, bevor du ihn geändert bzw. gekürzt hast?
ah, ja.
Am 28.01.2018 habe ich den Originalen Swammerdam-Artikel bei Blutwert.net geschrieben (weil ich auf ein mögliches Doodle am 12.2. vorbereitet sein wollte).
-> kein Ranking!
Am 5.2.2018 – eine Woche später – habe ich die Kopie bei Erythrozyten.net veröffentlicht.
-> Platz 4 innerhalb weniger Minuten, nach ein paar Tagen wechselnde Rankings (zeitlich kann ich das nicht ganz genau sagen, weil ich nur händisch die Rankings prüfe)
Am 22.2.2018 habe ich den Erythrozyten-Artikel umgeschrieben und unique gemacht.
-> Am 23.2.2018 habe ich zum ersten mal das Doppelranking beobachtet.
Danke Martin, ich teste das in den nächsten Tagen mal. Hab auch so eine Domain, die nicht ranken will, trotz guten Inhalten.
Ja, gerade bei neuen Websites ist das am Anfang oft ein Krampf. Habe ich auch schon etliche Male durchlebt. Um so besser, wenn man die eine oder andere etablierte Domain hat, die unterstützend wirken kann.
Viel Erfolg!
Habe zu diesem Thema bzgl. des „Content-Diebstahls“ erst kürzlich in einem anderen SEO Blog was gelesen, dort meinten sie dass gemäß nach John Mueller’s Aussage der Artikel mit dem DC-Artikel zu einigen Keywords aus dem kopierten Text tatsächlich besser als das Original ranken kann jedoch nicht zu wichtigen Haupt-Keywords. Quelle: onlinesolutionsgroup dot de, Artikel-Titel: Content Diebstahl beeinflusst Ranking negativ
Google möchte den Usern möglichst passende und vor allem einzigartige Ergebnisse liefern, aber genau hier fangen die Probleme an. Die Suchmaschine erkennt zwei fast identische Seiten unter verschiedenen URLs. Bei einer Suche steht sie jetzt vor der Wahl, wie die doppelten Ergebnisse ausgespielt werden sollen.
Die Entscheidung, welche der 2 Seiten an welcher Stelle in den SERPs landet, hängt von vielen Faktoren ab: Man spricht hier von Verlinkung, Trustlevel, Aktualität und vielen weiteren Aspekten.
Ein schlechteres Ranking bei Duplicate Content ist nicht unwahrscheinlich. Es kann sogar passieren, dass dich die kopierende Seite überholt.
Mit hoher Warscheinlichkeit ist es zwar die Originalseite, welche von Google bevorzugt wird, aber Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel. Früher oder später wird die DC Domain bestimmt aus dem Index fliegen.
Einen kopierten Text mit einer anderen Domain zu veröffentlichen, sollte nicht zur Regel werden. Wie Christian richtig bemerkte, wird diese Domain wegen wiederholtem DC irgendwann aus dem Index verbannt. Eine gute Alternative könnte hier eine Umschreibung, des Originaltextes bzw. die Erstellung von Spintexten sein.
LG
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