Will Eisner Doodle – Denny Colt in Google-City

Die Google Startseite zeigt heute ein Comic-Bild (bis jetzt nur in Russland, und mit großer Sicherheit auch bald auf der google.com Seite). Hierzulande ist der Mann mit dem blauen Hut und der Augenbinde wohl nicht so populär. Zu Unrecht, denn es handelt sich um einen der Großen der Comic-Geschichte. Denny Colt ist der Held aus The Spirit, einem legendären Comic aus der Feder des amerikanischen Zeichners Will Eisner. Kaum zu glauben, dass der Erfinder der „Graphic-Novel“ (des gezeichneten Romans), mit 35 plötzlich der Comic-Welt den Rücken kehrte und erst nach 20 Jahre Pause seinen meisterhaften Comic-Stil weiterentwickelte. Will Eisner wurde am 6. März 1917 geboren, also Tag-genau vor 94 Jahren. Der Sohn jüdischer Eltern wuchs in New York auf. 1940 kreierte er dann Denny Colt, der anschließend 12 Jahre lang durch die Sonntagsausgaben großer amerikanischer Tageszeitungen geisterte.
Denny Colt ist kein typischer Superheld in hautengem Latexanzug und Super-Logo auf der Brust. Er hat das Aussehen eines biederen Durchschnittsmenschen – allerdings lebt er auf dem Friedhof im Souterrain. Denn versehentlich wurde er für tot erklärt und begraben. Aber anstatt in seiner altes Leben zurück zu kehren, nutzt er die Gelegenheit, um quasi inkongnito als Geist das Übel der Welt zu bekämpfen. Und die Welt ist, wie in vielen vergleichbaren Kult-Comics, eine moderne Großstadt. In The Spirit heißt sie Central-City, aber der Blick auf das heutige Doodle zeigt Denny Colt eher in Goodle-City:

So nett die Idee auch sein mag, aber grafisch kommt sie nicht so recht aus dem Knick: die beiden Google-„G“s mit ihren mütterlichen Rundungen wollen einfach nicht so recht die dunkle Tiefe der klassischen Comic-Architektur aufkommen lassen. Naja, wenigstens sehen sie schön schmutzig aus, die Straßen und Gebäude. So war das eben damals, als Will Eisner seine gezeichneten Romane publizierte: der Held agiert in einer (damals) realen Welt, so wie sie die Leser kannten, wenn sie vor de Tür gingen – mit all ihrem Dreck und Staub und bröckelnden Fassaden.

Aus heutiger Sicht ist das alles natürlich historisch. Aber Will Eisner ist kein Dokumentarist. Viel bedeutender als das, was er zeigt, ist das, wie er es zeigt. Seine Comics waren vom erzählerischen Stil des Films geprägt. Er entwickelte Bilderwelten und Darstellungsformen, die alle folgenden Comics maßgeblich beeinflussten. Sein Strich ist so klar und gezielt wie ein Pfeil, der ins Schwarze trifft.
Google gratuliert dem großen amerikanischen Comiczeichner heute mit diesem Doodle – zurecht.
Will Eisner verstarb am 3. Januar 2005.
Btw: 2008 wurde „The Spirit“ übrigens verfilmt. regisseur war kein geringerer als Frank Miller, seines Zeichens ebensfalls ein begnadeter Comic-Zeichner, der zum Beispiel „300“ gezeichnet hat. Der Film wurde von den Kritikern zerrissen. ich kann es nicht beurteilen, ich habe heute erst gemerkt, dass ich den Film verpasst habe – aber das ist ein anderes Thema…
Btw 2: Ich bin natürlich davon ausgegangen, dass Google das Will-Eisner-Doodle auch in Deutschland zeigt. Das ist nicht der Fall, schade. Naja, so fällt das ganze dann eben in die Kategorie Allgemeinbildung ;-)
Mehr über Will Eisner…
- FAZ: „Amerikas wichtigster Zeichner: Will Eisner„
- CulturMag: „Big City Blues„
- Wikipedia: „Will Eisner„
- Offiziell Homepage „willeisner.com“ (engl)
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3 Gedanken zu „Will Eisner Doodle – Denny Colt in Google-City“
Bei Google-Hongkong z.B. war es gestern Abend, als hier noch der 5. März war, so wie in Rußland auch schon zu sehen. Die hatten da ja auch schon den 6. März. :-)
Den Film kann man vergessen. Da hat man nichts verpasst.
Echt peinlich, was Frank Miller aus der Vorlage gemacht hat.
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