Wenn Top-Ranking-Faktoren mit Senf auf Glatze korrelieren…
Marcus Tober, Geschäftsführer von Searchmetrics, hat einen spannenden und umfangreichen Artikel über die „Google Ranking-Faktoren“ geschrieben (hier der Blogartikel). Ich wollte dazu sowieso Stellung nehmen, doch Julian war schneller und hat mit seinem Senf schon einiges vorweg genommen. Vorab: der Searchmetrics-Artikel ist für alle ein Muss. Denn wann bekommt man schon mal eine Analyse von über 10.000 Keywords und 300.000 Websites geboten. Aber so schön und wichtig der Artikel auch ist, er kann auch missverstanden werden. Man muss die Ergebnisse richtig interpretieren…
Facebook das wichtigste Ranking-Signal?
Der Titel „Die Google Ranking Faktoren 2012 für Deutschland“ garantiert dem Artikel zwar die Aufmerksamkeit, die er verdient. Aber er weckt falsche Erwartungen. Und wenn man sich die erste Grafik im Artikel anschaut, um so mehr. Denn beim schnellen Überfliegen bekommt man den Eindruck, dass Facebook-Signal mittlerweile der wichtigste Rankingfaktor für Google sind. Das ist natürlich mitnichten so. Marcus hat in seinem Artikel geschrieben – Julian hat das ebenfalls deutlich betont -, dass es sich natürlich nur um eine „Korrelation“ handelt. Aber versteht das jeder, der eine Liste der „Top-Ranking-Faktoren“ erwartet?
Hanns Kronenberg hat in einem Kommentar bei Julian ein sehr schönes Bild gewählt, was eine „Korrelation“ ist. Ich zitiere das hier mal:
Man kann z.B. statistisch nachweisen, dass Männer mit Glatze mehr Geld verdienen. Die beiden Variablen “Glatze” und “Geld” korrelieren miteinander. Es bringt allerdings nichts sich eine Glatze schneiden zu lassen, um mehr Geld zu verdienen. Vielmehr haben eher ältere Männer eine Glatze und ältere Männer verdienen im Schnitt auch mehr Geld. Zwischen Glatze und Geld gibt es keinen Kausalzusammenhang. Tatsächlich gibt es aber einen kausalen Zusammenhang zu der intervenierenden Variable “Alter”.
So sehe ich das auch bei den Facebook-Signalen und guten Google-Rankings. Die dritte und intervenierenden Variable ist “interessanter/guter Content”. Guter Content hilft bei den Google Rankings und führt zu mehr Facebook-Signalen.
Das zeigt sehr anschaulich, dass ein statistischer noch lange kein kausaler Zusammenhang sein muss. Nun ist natürlich ein kleines Battle entbrannt, ob denn faceBook-Signal ursächlich für ein gutes Google-Ranking sind, oder umgekehrt ein gutes Google-Ranking zu mehr FaceBook-Signalen führt, oder ob es eben doch nur an gutem Content liegt, der für beides verantwortlich ist. Meine persönliche Meinung: Facebook-Signale werden schon einen geringen (!) Einfluss auf das Ranking haben. Aber nach meiner Überzeugung nicht signifikant mehr als zum Beispiel twitter-Signale. Wenn man sich die absoluten Zahlen von Twitter- und facebook-User anschaut, dann ist der Einfluss von Twitter vermutlich viel bedeutender als der von faceBook. Aber viel, viel wichtiger ist letztlich „guter Content“ – was immer das auch heißt…
Adsense ein negatives Ranking-Signal?
Ebenso verhält es sich auch mit der Korrelation der Adsense-Einblendungen. Auch hier kann man von einem statistischen Zusammenhang nicht zwangsläufig auf einen Rankingfaktor schließen. Es könnte im Prinzip das Gegenteil zum Tragen kommen: statistisch gesehen haben Seiten mit schlechtem Content häufiger Adsense als andere. Somit sind Adsense-Anzeigen kein negatives Ranking-Signal (was aus Google-Sicht sowieso unsinnig wäre), sondern kommen eber nur häufiger auf Seiten mit schlechtem Content vor.
Seitentitel egal?
Viel entscheidender ist nach meiner Einschätzung die Feststellung, dass weder faceBook noch twitter noch Adsense-Abwesenheit entscheidende Ranking-Faktoren sind. Aus dem Searchmetrics-Artikel könnte man herauslesen, dass die klassischen Ranking-Signale keine große Bedeutung mehr besitzen. Der Seitentitel wird zum Beispiel kaum mit einem Nebensatz erwähnt. Es scheint demnach nicht mehr besonders wichtig zu sein, das keyword im Seitentitel zu haben. Das mag für einige wenige Brands so gelten, die Regel ist jedoch anders. Bitte versucht nicht, eine Seite mit dem Titel „Lieschen Müller ihre Strickanleitung“ für das keyword „kredite“ zu optimieren. Selbst mit 10.000 Likes wird der Artikel nicht bei Kredite vorne zu finden sein. So zumindest meine Überzeugung, ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen ;-) Das Keyword (Glossar) gehört in den Seitentitel!
Backlinks nur noch mittelwichtig?
Auch hier wieder: die Backlinks sind nach wie vor ein sehr wichtiges Ranking-Signal, selbst wenn statistisch gesehen die Korrelation geringer ist als die der faceBook-Signale. Aber wie bei den Punkten zuvor: es ist der gute Content, der Backlinks anzieht. Ohne Backlinks geht im Google-Ranking praktisch nichts.
Brands
Für Brands, also Marken-Websites, gelten andere Regeln: die brauchen nicht unbedingt das keyword im Titel, um vorne zu ranken. Das ist zwar keine Überraschung, aber schön zu sehen, dass die Zahlen das bestätigen. Die spannende Frage ist doch: wie wird man zu einem Brand, bzw. wodurch erwirbt man bei Google einen Brand-Status? Bezogen auf den Google-Algo ist zu fragen: ist ein Brand an sich ein Rankingfaktor, oder kann man eher aus einer Reihe anderer Signal schließen, dass Google eine Seite wie einen Brand behandelt.
Die weichen Ranking-Signale
Julian weist auch völlig zurecht darauf hin, dass es inzwischen eine Reihe von Faktoren gibt, die man von außen gar nicht messen kann. Da sieht man den Vorteil von Googles Datensammelleidenschaft: Kein Mensch kann mehr nachvollziehen, aus welchen Daten Google welche Rückschlüsse zieht. Die folgenden Rankingsignale wurde überhaupt nicht angesprochen:
- Absprungrate
- Verweildauer
- PageSpeed
- Freshness
Aber niemand anderes als Google selber kann diese Daten analysieren. Letztlich münden fast alle Rankingfaktoren in zwei Generalfragen:
- Was ist guter Content, und wie misst Google das?
- Wie hängen die einzelnen Faktoren miteinander zusammen?
Beides habe ich bereits in Artikeln hier im Blog thematisiert:
Fazit: eine tolle Analyse von Marcus mit sehr vielen wertvollen Informationen – nur der Titel weckt falsche Erwartungen: man kann nach meiner Einschätzung keine eindimensionale Liste der Ranking-Faktoren mehr machen. Der Google-Algo ist inzwischen ein Netzwerk aus Bedingungen und Verknüpfungen von Signalen, die sich nicht mehr in einer Liste darstellen lässt.
Das noch umfangreichere Whitepaper kann man übrigens für einen tweet bekommen. Unbedingt nutzen!
Auch ich will natürlich Marcus und Searchmetrics für die Zahlen danken, die uns sicherlich noch einige Zeit beschäftigen werden.
23 Gedanken zu „Wenn Top-Ranking-Faktoren mit Senf auf Glatze korrelieren…“
Denke auch nicht das Facebook „DER Rankingfaktor“ ist. Allerdings gehört es zu einen von vielen. Super Beitrag von dir, der das ganze gut aufklärt!
Hallo Martin,
ich denke auch, das Facebook kaum einen Einfluss auf das Ranking von Google hat. Aus eigenen Erfahrungen weiß ich, das die Freshness, der Content, die PageSpeed und auch der Seitentitel eine wichtige Rolle spielen.
Ich bin auch immer noch der Überzeugung, das die Meta-Description (sofern man diese clever optimiert) ein wichtiges Werkzeug für ein besseres Rankink ist.
Viele Grüße,
Robert
Hallo,
schwach, schwach…
Grüße
Gretus
Komm, Gretus, Butter bei die Fische. Was meinst Du?
Externe Signale zu verwenden und diese in einen Zusammenhang zu bringen, kann immer zu falschen Interpretationen führen. Dies ist wie bei einem Blick von einem Ballon auf die Erde. Beobachtet man von diesem Standpunkt aus unseren Planeten, wer ist dann die am Häufigsten vorkommende Lebensform?
Es gibt aber einen Weg herauszufinden, wie Google guten Content bewertet. Doch dazu benötigt man die Daten von jeden der untersuchten Webseiten aus Google Analytics.
Freshness und Content, aber auch saisonnale Faktoren sind meiner Meinung nach wichtige Faktoren, eine Weihnachtsgeschenkseite von mir rankt von Januar bis September wesentlich schlechter. Seitentitel, für mich ein Muss mit Keyword. Danke für die Interpretierung.
Danke für die Aufklärung da kann ich noch in die richtige Richtung steuern
Danke Martin, dass es Blogs wie deinen gibt. Bei den Artikel auf searchmetrics wird mir eher schwindelig. Nichts gegen die Tools oder die searchmetrics allgemein, aber alleine wenn ich lese „ein sehr interessantes Beispiel ist die Suche für (schöne Kleider)“… Das ist doch wohl das schlechteste Beispiel, wenn man beweisen will, dass der Title nicht mehr so wichtig ist. Bei der Suchanfrage geht es um Kleider, da hat Google schon geschnallt, dass der Suchende keine „hässlichen“ Kleider möchte. Bietet sowas überhaupt wer an? Jedenfalls zeigt das genau, dass alle Top Seiten „Kleider“ im Title hatten und das also noch immer unumgänglich ist.
Und das Beispiel mit der Glatze ist einfach nur grenzgenial. :D Tut mir leid, aber aus dem Artikel mit dieser reißerischen Überschrift konnte ich genau nichts mitnehmen.
Haha, Gretus zieht alle Psycho Register. Er muss echt noch auf die Journalistenschule. Danke für den Post Martin
Hallo Martin!
Danke für den Artikel, habe das alles vorher schon gelesen und weis natürlich gut auf was du hinaus willst. Deine ersten Sätze treffen total ins schwarze. Es nicht das wichtigste und wenn den Titel lest erwartet man mehr. Leider nehmen aber viele auch bei den Twitter Postings mehr in den Titel als in den Content. Die Liebe fehlt zugleich – ich ärgere mich immer wieder einen Artikel geöffnet zu haben der dann nicht das liefert was er sollte. Und die Ranking Faktoren waren für mich – sorry – unwichtig. Facebook kann Aktiven Traffic bringen. Wie Marco (seonaut) aber immer schon erklärt hat – die Energie, die ein Mitarbeiter in eine Facebook Seite steckt und die Arbeitszeit als Geld – könnte man sinnvoller nutzen. Was nun natürlich Sinnvoll ist oder nicht muss jeder selbst wissen – jedoch hat auch Facebook nur einen kleinen Anteil an Kunden die effektiv Kaufen – und wenn man bedenkt was man alles damit falsch machen kann.. naja.
Gibt es irgendwo aktuell ein Test, was likes & tweets dem Ranking wirklich bringen? Ich bin der Meinung, dass es 0,0 bringt. Ganz einfach, weil alles gefaked sein kann. Für ein paar Dollar bekommt man zigtausende tweets oder hunderte Fans, likes…
Benutzt Google die API von Twitter und Facebook um zu überprüfen, wer oder was shared? Das wäre mir aber ganz neu. Ich brauche jedenfalls nicht einen tweet oder like um bei mehreren hundert Millionen auf der 1 zu stehen – auch bei internationalen Keywords in der Hostingbranche.
Was die Rankingfaktoren angeht…
Keyword muss nicht zwingend im Titel für ein Top-1 Ranking sein, genauso wenig brauch man eine lesbare URL usw. usw. Schon so oft hab ich in den SERPs Webseiten gesehen, die das dümmste SEO ever haben und ranken wie blöd – der Quelltext hat mich dann belehrt. Damals haben auch viele geweint: Ohhh Hilfe Tabellen, Framesites, Flash… sollte man mal heute überdenken. Und wenn ich jetzt sagen würde, dass Google sogar Keywords in einer .css wertet, hält mich wahrscheinlich jeder für bescheuert. Egal, macht mal.
Die alte Schule rockt jedenfalls das Haus! Ein eigenes CMS bzw. statische HTML Seiten ballern jedes CMS auf dem Markt weg.
Was auch noch traurig ist, dass es Google wohl immernoch nicht schafft, die Links aus einer Area Map zu spidern, das ist wirklich sehr, sehr arm in meinen Augen. Google finde ich bis heute dumm und kann man immernoch „überlisten“. Black Hat SEO ftw.
Am besten ist es, sich dem Algorithmus selbst intensivst zu widmen und seine eigene Meinung zu bilden. Egal was Matt, Max Mustermonk oder ich schreiben…
Umdenken und Horizonte erweitern, dann klappts auch mit den SERPs.
Prost
Der Artikel von Marcus ist mehr belustigend als ernst zu nehmen. Facebook und Twitter spielen keine große Rolle für ein Ranking, zwar ist es wichtig dort einen Account und Link zu haben, aber es müssen dort keine 100 sein. Klar haben gute Seiten mit viele Besucher auch mehr Likes auf Facebook und Twitter. Für eine ernsthafte Analyse müsste man bei einem bestimmten Themengebiet die verschiedenen Seiten miteinander vergleichen und am besten ein eher schwaches Themengebiet ohne absolute Topseiten, dass dann über einen langen Zeitraum verfolgen. Das wichtigste sind und bleiben die Links auf vielen verschiedenen Seiten und nicht viele Links auf einer Seite, sowie die Titeloptimierung und die Meta. Facebook und Twitter können Besucher anziehen wenn die Themen interessant sind, aber viele Links dort oder wenig, dass spielt doch keine Rolle fürs Ranking, ansonsten hätte Google was gewaltig falsch gemacht und man kann zu leicht manipulieren.
ich setzte trotzdem auf Facebook und Twitter…
Ein guter Mix aus allen Links ist am besten und dazu zählt auch Facebook, Twitter und Co. Und egal ob Adsense oder andere Werbung, zuviel Werbung wird halt oft mit schlechterem Ranking bestraft.
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