Google ehrt Stanislaw Lem mit interaktivem Animations-Doodle

Google ehrt Stanislaw Lem mit interaktivem Animations-Doodle

Stanislaw Lem Doodle
Stanislaw Lem Doodle

Sehr genial! Google ehrt heute den polnischen Philosophen und Erzähler Stanislaw Lem mit einem irren Doodle. Ein interaktiver Animationsfilm erzählt eine futuristische Geschichte. Man muss als Benutzer / Zuschauer schon mitarbeiten, um die Geschichte voran zu treiben. Es geht offenbar um eine Maschine, die im Startbild, links auf einer Staffelei, zu erkennen ist. Dieser Maschine fehlen drei entscheidende Teile: der Kopf. Man startet die Animation, indem man auf die „Play-Box“ klickt.

Hier zunächst das Startbild des heutigen Doodles:

Stanislaw Lem Google Doodle - Startbild des interaktiven Animationsfilmes
Stanislaw Lem Google Doodle – Startbild des interaktiven Animationsfilmes

Dann geht s los. Zunächst muss man drei einfache Mathe-Aufgaben lösen. Allerdings ist der Lösungsweg jedesmal etwas anders – man muss schon nachdenken. Mit dem ersten Element (so eine Art Hals) gehts dann zur zweiten Aufgabe: da muss man verschiedene Wellen in Einklang bringen bzw. synchronisieren. Auch hier gibt es drei Schwierigkeitslevel. Am Ende hat man die Augen, die man braucht.

Lem Shooter
Lem Shooter

Und weiter gehts zur dritten Aufgabe – einem rudimentären, aber sehr kreativ gestaltetem Shooter-Spiel. Mit einer mittelalterlichen Science-Fiction-Kanone (wie so oft wurde auch hier Science Fiktion vom Mittelalter inspiriert) muss man Roboter auf eine Art Satelliten-Kiste schießen. Die liegen dann zwar etwas niedergaschlagen darauf herum, aber beim dritten Treffer werfen die Satelliten-Bewohner eine Kiste mit dem dritten fehlenden Teil zu Boden.

Mit allen drei Teile marschiert man dann zum Datenkraken – äh, zu der Maschine, die sich über dem Google-Logo gebildet hat. Schätze, der unten rechts ist Matt Cutts ;-) Auf jeden Fall werden die fehlenden Teile von dem treuen Vogel-Begleiter oben draufgesetzt, wodurch der Datenkrake bzw. Alleskönner so richtig in Stimmung kommt. Man fragt was, und die Maschine wirft einem die Antwort / den Wunsch zu Füßen. Bei der dritten Aufforderung allerdings – nämlich „Nichts“ – löst sich die Maschine und alles drumherum in Wohlgefallen auf und verschwindet von der Bildfläche. Zurück bleibt nichts als Nichts.

Stanislaw Lem Doodle - Die Alleskönner-Maschine
Stanislaw Lem Doodle – Die Alleskönner-Maschine

Sehr genial, sehr vielsagend und mit viel Spielraum für kreative und phantasiereiche Interpretationen. Ich sehe darin ja letztlich eine selbstkritische Erzählung über Google selber – die Suchmaschinen-Gigant wird sich irgendwann einfach auflösen und verschwinden ;-)

Übrigens: wenn man rechts oben auf das Fragezeichen klickt, erfährt man den Anlass für diese ober-coole interaktive Doodle Animation: heute ist der 60. Jahrestag des Erscheinens des ersten Buches von Stanislaw Lem, dem Inbegriff der futuristischen Erzählung. Wahrscheinlich können die, die die erste Geschichte von Lem gelesen haben, Auskunft geben. Aber auch, wenn ich die Geschichte nicht kenne, so finde ich das Doodle gerade deshalb prima, weil es so offen für Spielräume ist.

Und wer nicht so viel Zeit hat, kann rechts unten auf den „Doppelpfeil“ klicken, dann läuft die Animation schneller.

Inspiriert von den Illustrationen von Daniel Mroz

 

Die Zeichnungen sind inspiriert von den „Kyberiade Illustrationen des Daniel Mroz“, einem polnischen Illustratoren, über den es noch nicht einmal einen deutschen Wikipedia-Artikel gibt. Sehr sehr klasse!

Stanislaw Lem

Stanislaw Lem wurde am 12. September 1921 in Polen geboren. Eigentlich wollte er Arzt werden. Allerdings fiel er durch die Prüfung, weil er nicht der stalinistischen Ideologie folgen wollte. So wurde er Schriftsteller.

„Durch seine utopischen Werke erwarb sich Lem den Ruf, einer der größten Schriftsteller in der Geschichte der Science-Fiction-Literatur zu sein. Seine Kurzgeschichten, Romane und Essays zeichnen sich insbesondere durch überbordenden Ideenreichtum und fantasievolle sprachliche Neuschöpfungen aus, wobei auch die Kritik an der Machbarkeit und dem Verstehen der technischen Entwicklung im Kontext philosophischer Diskurse immer wieder ein zentraler Bestandteil seiner Werke ist.“ Quelle: Wikipedia

Hier das Ganze zu Dokumentationszwecken noch als Video. Die Musik ist nicht im „Original-Doodle“ enthalten. ich habe sie nach längerer Überlegung doch hinzugefügt, weil ich sie passend finde. Sie unterstützt die Stimmung der Animation, finde ich.

Ich finde das Lem-Doodle wirklich außergewöhnlich und toll. Was meint ihr?

Das schreiben andere

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47 Gedanken zu „Google ehrt Stanislaw Lem mit interaktivem Animations-Doodle

  1. Hab’s durchgespielt ohne einen Schimmer, was das soll, und war verblüfft, dass es für Lem gebaut wurde. Habe etliche Bücher von ihm gelesen und hätte Google nicht zugetraut, ihn überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Hab diese Leute offenbar unterschätzt ;)

    1. Die Maschine ist in der Geschichte gebaut worden, um Dinge mit „N“ herzustellen. Und dies tat sie dann auch, bis der Erschaffer „Nichts“ bauen lassen wollte. Alles klar ;-)) ich habe die Kyberiade (daraus ist die Erzählung) verschlungen wie alles von Stanislaw Lem.

      Quelle Wiki: „Wie die Welt noch einmal davon kam“ – Trurl baut eine Maschine, die alles erschaffen kann, was mit dem Buchstaben „N“ beginnt. Als Klapauzius und Trurl sich über die Fähigkeiten der Maschine streiten, wird dieser befohlen „Nichts“ herzustellen, woraufhin diese beginnt, das Universum zu leeren. Nachdem die Katastrophe gestoppt werden kann und alle Versuche scheitern, Maschinen zu bauen, die Dinge mit einem anderen Anfangsbuchstaben als „N“ schaffen könnten, bleibt die Welt von schwarzen Löchern durchschossen.

  2. „Ich sehe darin ja letztlich eine selbstkritische Erzählung über Google selber – die Suchmaschinen-Gigant wird sich irgendwann einfach auflösen und verschwinden ;-)“ – Wohl möglich :) Und super Schlußfolgerung :)

    1. Das erinnert mich an die Geschichte mit Professor Dondo, wo eine bestimmte Grenze der maximal möglichen Informationen, zugleich existieren können überschritten wird und deshalb sämtliche Informationen mit einem Schlag verloren gehen. Wenn ich jetzt noch wüsste welche Kurzgeschichte das war und in welchem Buch veröffentlicht würde…. lang ists her.

  3. Also der Schluß ist schon vielsagend.
    Alles löst sich auf, nur der Google Suche Button bleibt bestehen.
    Klasse +1 für G.

    1. Der ist am Ende auch weg – allerdings springt es dann in die Suchergebnisse. So konsequent ist Google dann doch nicht, die weiße Seite stehen zu lassen ;-)

  4. Also ich bin mir sehr sicher, dass hier die Geschichte: „Wie die Welt noch einmal davon kam“ aus der „Kyberiade“ als Vorlage diente. Find das Ganze übrigens auch super toll umgesetzt!

  5. Ich interpretiere das so:

    Die Maschine steht dort, und die Leute (er-)fragen/fordern etwas, dass die Maschine ihnen dann gibt. Das gibt der Maschine ihren Sinn. Sobald die Leute jedoch alles haben, was sie brauchen und nichts mehr fordern, hat die Maschine keinen Sinn mehr und hört auf zu existieren.

    Sobald die Leute also keine Suchanfragen mehr haben und somit Google nicht mehr brauchen, wird es sich auflösen und alles um sich herum vernichten^^

    1. Ja, das macht Sinn :-) Obwohl: wenn die Maschine aufhört zu existieren, müsste ja nichtzwangsläufig alles verschwinden. Das Doodle hat auch was Bedrohliches…

      1. Das ist ein versprechen von Google an die Menschheit: „Wenn wir untergehen, reißen wir euch mit in den Tod!“

        Also Leute: Immer schön Googlen, dann kann nichts passieren…

        …hoffentlich^^

  6. bleibt bei euch bei folgenden Aufrufen der Google Seite auch alles ausser der Sucheingabe ausgeblendet?

    @Alexander
    Sieht nach aufwendigem HTML5 aus – wenn du den Firebug mitlaufen lässt, sieht man was in der passiert…

  7. Tolle Idee. Soll sicher die Sinnlosigkeit der momentan primären Werteorientierung der Menschheit auf Technik symbolisieren, denn wir sitzen vor dem Monitor und drücken Knöpfchen, während dessen wieder ein Stück Regenwald gerodet wird. Hauptproblem ist die zunehmende Überbevölkerung (Vids auf meinem YT-Kanal). Meiner Meinung nach ist der Mensch das einzige Lebewesen auf diesem einmaligen Planeten, welches sich die existenzbedrohenden Probleme selbst erschafft (z. B. Kriege, Überbevölkerung, Atom-, Gen-, Nanotechnik, etc., also zum größten Teil technisch und gesellschaftlich bedingte Probleme). Gefangen in seinen irrationalen ideologischen, religiösen, gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Wahnvorstellungen ist er unfähig zur sachlichen Analyse und vorbeugender Handlung. Mit wachsender Begeisterung gräbt er sich sein eigenes Grab. Trotzdem bezeichnet er sich als intelligent – das ist dekadente Perversion in vollendeter Perfektion. Aliens würden uns als primitives gefährliches und Seuchen übertragendes Ungeziefer einstufen (Dummheit ist eine Seuche) und aus reinem Selbstschutz sofort samt Erde vernichten.
    http://www.youtube.com/user/ThiefTimeless2

    1. wie recht du hast…!! Ich könnte es nicht anders ausdrücken… wenn jeder so denken würde, wären wir im Paradies, wo es keine Kriege, Hungersnot etc. geben würde. Die Gier nach Macht und Geld macht die Erde langsam kaputt…

  8. Ist das schön! Und mit der Musik ist der Doodle noch schöner. Danke für die gelungene Zusammenfassung!

    1. Freut mich. Ja, die Musik finde ich auch passend. Obwohl ich noch nie bei einem Doodle so gezweifelt habe, ob ich sie hinzufüge oder doch weglasse.

  9. Bezieht sich nicht auf das erste Buch sondern eine Kurzgeschichte von Lem, da gibt es ja einige. Jedenfalls kam mir da was in Erinnerung als ich das Spiel durch hatte. Allerdings weiß ich nicht mehr wie die Geschichte hieß.

  10. Durch dieses Doodle wird man an die alten DDR-Zeiten erinnert, in denen man sich nach Perry Rhodan verzehrte und real lediglich über die Literatur von Lem verfügte. Und insgesamt waren die Welten von Lem doch weitaus phantastischer.
    Das Doodle finde ich überaus gelungen und mit viele Liebe in Szene gesetzt, Deine Musik dazu ist mehr als passend, mit dem großen Finale scheint es sogar, sie ist dafür geschrieben. Kompliment!

    1. Interessant, das Doodle vor eine Ost-West Hintergrund zu sehen. Irgendwie ist das längst Vergangenheit, hat aber natürlich viel mit Lem zu tun. Danke für den Hinweis.

  11. Ich finde dieses Doodle sehr klasse, aber erst duch deine Zusammenfassung habe ich mir mehr Gedanken darüber gemacht danke.

  12. Die Welt der Wunder ist aktiv daran teilzunehmen.
    Jeder deren Einsicht weniger ist als das deren anderer hat keinen Sinn im Leben

  13. @Martin: Die Maschine hat die Dinge absichtlich nur stückchenweise verschwinden lassen, weil sonst niemand mehr da gewesen wäre um sie zu bewundern. Nachdem Klapauzius der Maschine einfach befohlen hat aufzuhören, hat sie ihn noch verspottet, dass ihn künftige Generationen für diese Erfindung nicht loben werden. Danach hat Klapauzius die Maschine und seinen Freund Trurl einfach stehen lassen und ist nach Hause gegangen.

  14. Da ich meine Jugend mit Stanislaw Lem verbracht habe und dank ihm geniesse ich weiterhin die Entwicklung, vor allem den Sinn und Unsinn unserer Welt:-).
    Ich finde ich KLASSE, dass google Lem schätzt.

    Das angebotene Spiel fand ich klasse, weil es mich an die Zeiten des klapucjusz erinnerte.
    Lem als Autor ist nicht nur extrem gebildet, originell, philosoph sondern auch mit sensiblen Sinn für Humor ausgestattet. Ein echter Futurologe.

    Danke schön
    Anna

    1. hehe, Dir entgeht auch nichts. Es ist beides: einerseits war ich mir bei dem Bild doch nicht ganz sicher, ob ev. jemand Rechte daran anmeldet. Und andererseits ist es natürlich auch mal interessant, ob Google den Link ändert, wenn man das Bild rausnimmt und nur noch einen Hotlink drinläßt. Bislang noch keine Veränderung (nach ca. 3 Stunden).

      1. Achso, als Textlink auf das „Original“, hatte ich fast übersehen. Spannende Sache.

        Wie sehen denn die Klickzahlen aus? Der Beitrag selbst hatte es ja erst gegen Mittag auf die erste Seite geschafft. Das Bild war ja schon deutlich früher da.

        1. Deutlich weniger Klicks auf das Bild als auf den Text-Treffer. (ca. 20 – 80). Hängt aber vom Bild ab: bei Mary Blair hat das Bild gezogen wie Hechtsuppe, logisch, sie war ja auch Malerin…

          Btw: Danke, die erste Seite habe ich sicherlich Deinen beiden Links zu verdanken :-)

  15. Vielen Dank für diesen Blog-Eintrag. Musik toll gewählt, bin ganz begeistert.
    Und der Doodle ist einfach großartig …

  16. Ich hatte das Doodle gestern tagsüber zwar gesehen, jedoch nicht angeklickt – war mir zu öde weil „nur“ schwarzweiß. Dann am Abend aus Langeweile doch mal geklickt … und siehe da: total geil gemacht und ganz schön tricky, die Aufgaben zu lösen!
    Vielen Dank, dass Du das Doodle so toll für die „Nachwelt“ dokumentiert hast :-)
    Leider gibts dafür ja bei Google kein Archiv, wo man die Doodles noch einmal „in echt“ probieren / spielen kann :-(

  17. Hi, Martin!
    Kannst Du in meinen Kommentar von gerade eben noch im letzten Satz zwischen „Google Archiv“ das Wort „kein“ einfügen? Danke :-)

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