Erste Klage eingereicht gegen neue Google Bildersuche

Erste Klage eingereicht gegen neue Google Bildersuche

Freelens klagt gegen neue Google Bildersuche
Freelens klagt gegen neue Google Bildersuche

Die neue Google Bildersuche wurde am 7. Februar auch in Deutschland eingeführt. Ich habe meine Argumente gegen diese „Unsuche“ bereits am Folgetag aufgelistet und gezeigt, welche dramatischen Folge es im Umgang mit Bildern im Internet hätte, wenn das einfach so durchgeht. Die von mir beschriebenen Besucherverluste auf meinen Websites (50 – 80 %) schlagen nun auch finanziell zu Buche – aufgrund der rund 5000 bis 6000 Besuchern weniger (pro Tag) sind meine Einnahmen durch Banner und Affiliate-Links um rund 25-30 Euro zurückgegangen (pro Tag). Für einen kleinen Künstler-Blogger und Website-Betreiber ist das eine durchaus relevante Größenordnung.

Besucherverluste aufgrund der neuen Google Bildersuche
Besucherverluste aufgrund der neuen Google Bildersuche

Viel gravierender stellt sich das Problem vermutlich für viele großen Portale dar sowie für die Fotografen, deren Bilder bislang für gutes Geld eingekauft wurden. Es zeigt sich, dass das Urheberrecht nicht nur ein ideeler Wert ist, sondern die damit verbundene Hoheit über die Lizensierung eine fundamentale Einnahmequelle für Kreativschaffende.

Es ist daher folgerichtig, das nun die ersten Klagen gegen die neue Google Bildersuche eintrudeln. Als erstes hat der Fotografenverband Freelens Klage eingereicht. In der sehr gut formulierten Pressemitteilung heißt es u.a.:

[…] Die Aufnahmen des Fotografen werden nicht mehr vorrangig zum Auffinden der Quelle und des Urhebers, sondern ohne seine Genehmigung zur Veröffentlichung und Präsentation im Internet genutzt. […]

Neben den eindeutigen Rechtsverletzungen missachtet Google auch massiv die Autorenrechte. So löst Google die Fotos aus ihrem Sinnzusammenhang – komplette Reportagen werden in Einzelbilder zerlegt und teilweise bildschirmfüllend dargestellt. Dabei werden die Bildunterschriften und die Autorenhinweise unterschlagen. […]

Durch die Vorgehensweise von Google müssen Besucher gar nicht mehr auf die Ursprungsseite des Fotografen wechseln – sie können alle Fotos ausschließlich auf der Google Oberfläche betrachten und auch in großer Auflösung herunterladen und in den sozialen Netzwerken teilen. Damit bricht der Traffic auf den Seiten der Fotografen zusammen. […]

Und abschließend stellt Roland Geisheimer, Vorsitzender von FREELENS, fest:

Es ist erschreckend, mit welcher Dreistigkeit Google die Fotografen zu reinen Content-Lieferanten degradiert. Das Geschäftsmodell von Google besteht aus der Missachtung elementarster Autorenrechte – dem muss Einhalt geboten werden.

Genau so ist es! Danke, FreeLens!

Man kann allen Beteiligten nur wünschen, dass die Klage zügig bearbeitet und zugunsten der Wahrung der Rechte der Kreativschaffenden entschieden wird.

Inzwischen ist auch der Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS) auf den Zug aufgesprungen und hat der Klage volle Unterstützung zugesagt.

Schade eigentlich, dass der Bundesverband der Bildenden Künstler sich noch nicht geäußert hat. Denn ich würde mich eher als Bildernder Künstler / Maler bezeichnen denn als Fotograf – aber ich bin genau so betroffen. Aber vielleicht haben viele Bildende Künstler noch gar nicht bemerkt, dass ihnen das Internet als Vermarktungsmöglichkeit weitgehend geraubt wurde.

Quelle: FREELENS klagt gegen Google

Freelens klagt gegen die neue Google Bildersuche
Freelens klagt gegen die neue Google Bildersuche

20 Gedanken zu „Erste Klage eingereicht gegen neue Google Bildersuche

  1. Ich bin ja jetzt nicht ungeübt im Interpretieren von Diagrammen, aber die Grafik da oben verstehe ich absolut nicht.

    Ja, der Traffic aus der Bildersuche wird jetzt den organischen zugebucht… daher ist Bildertraffic gleich Null. Aber die andere Linie (Besucher??) geht doch genau so weiter wie vorher, und steigt sogar an. Wo ist da jetzt der Verlust? Und die grüne Linie ist eh konstant?

    1. hmm, tut mir leid. Wenn Du die Grafik anklickst, gelangst Du zu dem Artikel, wo das genauer beschrieben wird. Kurz: Google unterbindet seid der Bildersuche-Umstellung das exakte Tracken des Bildertraffics. D.h. Bildertraffic ist jetzt gleich null (blaue Linie). Aber ein paar Prozent werden schon noch auf das Bild klicken bzw. auf den Button „Seite besuchen“. Die werden nun dem organischen Traffic zugerechnet (violette Linie). Aus der Differenz kann man ungefähr rückschließend (im Vergleich zu vorherigen Zeiträumen), wie hoch der effektive Verlust ist. Aber wie gesagt: alles sehr vage – vermutlich Absicht von Google, um die genaue Bezifferung der Verluste zu vernebeln.

      1. Ah, alles klar. Ich dachte die hellblaue Kurve ist der Gesamt-Traffic. Ist aber nur der organische…

        OK, der Bildertraffic ist weg. Laut Google müsste der jetzt bei den organischen sein. Aber der organische steigt aber nur minimal, so dass sich der Gesamt-Traffic deutlich reduziert.

        Was ich nicht verstehe sind die Leute, die sagen: Dann deindexiere doch deine Seiten / Bilder usw. Google ist ein Quasimonoplist und diktiert den Leuten die Konditionen. So ungefähr: Gib deine Bilder frei, oder du bekommst gar keinen Traffic mehr. Die Contentproduzenten haben keinerlei Verhandlungsrecht oder Mitspracherecht, in welcher Form sie ihre Bilder in der Suche anbieten wollen.

        Das ist auch der Unterschied zu diesem Leistungsschutzrecht mit den Zeitungen. Da war ich pro-Google, weil die in der News-Suche eine kurze Textvorschau anzeigen, damit der Leser weiß, worum es geht. So ist das bei der organischen Suche ja auch und durch die Vorschau verlieren die Leute auch nicht ihren kompletten Traffic.

        Aber hier hoffe sehr, dass Google verliert. Sie zahlen in Deutschland keinen Cent steuern, sie verdienen sich eine goldene Nase mit unserer Arbeit und spionieren die privatesten Daten der Leute aus. Wenn man das so zusammenfasst, dann fühlt man sich an die Kolonialzeit erinnert.

        Und das mit der Bildersuche ist sicher nur einer von vielen Schritten, die noch kommen könnten, um mit der Arbeit anderer reicher zu werden.

  2. Es ist ja immer schade, wenn einem ein einmal eingeräumtes Privileg wieder entzogen wird.

    Abseits von diesem Hintergrund, frage ich mich mit welchem Recht jemand von Google irgendwas fordern kann.

    Der Fotograf kann seine Bilder doch mit noindex & Co. einfach ausschließen aus der Bildersuche, dann ist dieser in der zitierten Pressemitteilung erwähnte „Bilderklau“ doch einfach aus der Welt geräumt?!?

    1. jaja, immer die gleiche Argumentation. Nach der Logik könnte Google auch gleich sämtliche Informationen, die im Internet verfügbar sind, in den Suchergebnissen zeigen. Wenn das bei Texten passiert, ist der Aufschrei viel größer. Es ist sehr bedauerlich, wenn Menschen den Wert von Bildern nicht respektieren …

      Abgesehen davon dominiert Google mit über 90 % Marktanteil den Suchmaschinenmarkt. Niemand, der wirtschftliche Ziele verfolgt, kann das ignorieren. Wie heißt es so schön: eine Website, die man nicht bei Google findet, gibt es nicht …

    2. Monopolstellung! Du musst bei Google sein, deshalb darf Google sich aber noch lange nicht alles erlauben. Ist als wenn es nur einen Supermarkt gibt und du sagst… wenns dir dort nicht gefällt, kauf dort halt nicht ein. Ja toll, dann verhungere ich aber ;)

    3. Mit welchem Recht indiziert eigentlich Google überhaupt die Bilder? Jeder, der einen E-Mail verschicken will, muss sich per Double opt-in eine Erlaubnis einholen. Google indiziert einfach und vermarktet. Wenn dem Webmaster das nicht passt, soll er genötigt sein, ein noindex reinzuschreiben????
      Google weidet die Allmende des internets und will nichts zurückgeben. Der Konzern gehört mega-reguliert im Sinne der freien Marktwirtschaft.

    4. Ich denke, eine gute Argumentationsstütze ist immer, wenn man sich mal vorstellt, selbst das zu tun, was Google macht. Technisch ist das, wenn auch nicht in dem Umfang, durchaus möglich.

      Also melde ich eine tolle Domain für meine allumfassende Bildergalerie an und zeige dort alle Bilder, die ich im Netz finden kann. Das soll in Ordnung sein? Ich denke nicht.

      In der zitierten Pressemitteilung stehen sehr gute Argumente, was spricht gegen diese?

  3. Lieber Martin

    Als Hersteller von Künstlerbedarf sind mir die Interessen der Künstler selbstverständlich nicht egal. Trotzdem beziehen sich meine nachfolgenden Zeilen nur auf den von Dir erwähnten finanziellen Verlust; bitte verzeihe, dass ich das Thema «Autorenrechte» komplett ausblenden.

    In der «normalen» Google Suche unterscheiden wir ja zwischen transactional oder informational Suche. Wie siehst Du das in der Bildersuche?

    Ich für meinen Teil, nutze die Google-Bildersuche um mir eine optische Vorstellung über «etwas» zu machen oder wenn ich ein Bild für privat benötige [=klauen] (z.B. Glückwunschkarte, Einladung oder ähnliches). Suche ich ein Bild zu kommerziellen Zwecken, gehe ich von Anfang an zu einem Bilderdienst. Somit ist die Google Bildersuche für mich eigentlich nie transaktuell; in der Folge entsteht also auch kein finanzieller Verlust (auf mein Surfverhalten bezogen).

    Ich sehe vielmehr, dass nun auch «Arbitrage» Modelle aus der Bilderwelt neu überdacht werden müssen. Ich bin fest überzeugt, dass es hochwertige Seiten (wie den Deinigen) doch gelingen müsste, andere Monetarisierungsmöglichkeiten zu finden.

    Übersehe ich etwas?

    Gruss

    Gio.

    1. Theoretisch gibt es die Unterscheidung der Sucharten auch in der Bildersuche. Allerdings ist das viel schwieriger zu messen – und nach der Umstellung sowieso gar nicht mehr. Wie stark der anteil der „transactional“ Suchanfragen eingebrochen ist, können nur die Shop-Betreiber beziffern. Vermutlich weniger gravierend als bei informational, wo selbsterklärende Bilder und Grafiken nun nicht mehr einen Seitenaufruf nach sich ziehen.

    2. Hallo Gio,

      natürlich entstehen im Bereich der transactional Suchanfragen deutlich höhere Umsätze als in den informational Suchanfragen. Aber sind diese gleich 0?

      Auch wenn es für viele vielleicht Peanuts sind aber:
      Gerade auch bei Mini-Projekten sind die Einbußen durchaus relevant. Ich habe bspw. eine Seite über eine Hunderasse. Vor dem Update hatte ich ~150 Besucher/Tag und jetzt nur noch ~20.
      Damit erreiche ich in vielen Unterseiten die Mindestzugriffe für die VGWort vermutlich nicht mehr.

      Die Argumentation wie sie ja auch von Google geführt wird ist also nicht immer korrekt.

  4. Viel Erfolg auf jeden Fall

    Wurde auch eine EV beantragt? Wird nach Urheberrecht und/oder auch Wettbewerbsrecht vorgegangen?

    Wie hoch wurde der Streitwert angesetzt?

    Spannendes Thema, bitte um nähere Infos bei Gelegenheit

  5. Google ist der schlimmste Konzern, den es gibt. Die Publisher, ohne die Google ein Scheißdreck wäre, werden ausgepresst wie eine Zitrone. Immer mehr, bis überhaupt kein Saft mehr rauskommt. Unglaublich.

    Ich für meinen Teil musste auch erhebliche Verluste hinnehmen, die ich aber zum Teil durch die Umstellung meiner mobilen Seiten auf AMP (und wieder bin ich im Google-Mühlrad gelandet) teilweise auffangen konnte. Trotzdem sind die Einbußen schon nicht unerheblich.

    Generell handhabe ich es seit der neuen Bildersuche so, dass ich bei jedem Bild, das ich mir anschaue, auch die Quellseite anklicke, weil ich selbst weiß, wie Scheiße das ist, wenn kein Traffic mehr kommt.

    Ich hoffe, die Klagen bringen was.

  6. Ich betreue einige Kunden im Onlinemarketing und davon sind einige – wie ein Möbelhändler – durchaus auf Traffic durch die Bildersuche angewiesen. Manche Sachen sucht man einfach lieber über die Bildersuche, da man gleich verschiedene Modelle sieht und dann daraus auswählen kann. Wenn Google aber als Besucherquelle immer mehr wegfällt, aber man dafür dem Laden seine Bilder als Content bietet, mit denen sie dann wieder Werbeeinnahmen generieren, dann frage ich mich schon, ob man das Kunden empfehlen kann. Ich denke, irgendwann hat Google es soweit getrieben, dass man auf eine andere Webseite für die Internetsuche ausweicht. Ich würde es dem Laden wirklich gönnen, dass sie mal einen Schuss vor den Bug bekommen.

Kommentare sind geschlossen.

Kommentare sind geschlossen.